Das hätte schiefgehen können

Der Stammkunde legt uns ein neues Rezept aus dem Spital hin und sagt: „Ich komme morgen wieder, ich weiss, dass sie etwas bestellen müssen.“

Auf dem Rezept:

1 OP Krebsmedikament

1 OP Oxycontin

Letzteres ist ein starkes Schmerzmittel und fällt unter das Betäubungsmittelgesetz, das bedeutet, ich brauche dafür auch ein spezielles Rezept. Das hier ist keines. Ich rufe deshalb im Spital an, das das Rezept ausgestellt hat. Erfreulicherweise ist auf dem Rezept ein deutlicher Stempel des ausstellenden Arztes vorhanden, sodass ich für einmal nicht 5x weiterverbunden werden muss, sondern direkt mit der Ausstellenden Ärztin verbunden werde. Denke ich.

Denn, als ich ihr das mit dem Rezept erkläre sagt sie: „Von heute? Das habe ich nicht ausgestellt!“

Na toll. Wenn es nicht ein Stammkunde wäre, dessen medizinische Geschichte mir bekannt ist, wäre das der Zeitpunkt, wo ich extrem misstrauisch werden würde. Das Schmerzmittel wird leider auch immer wieder mal missbraucht.

Für die Ärztin scheint das Thema damit erledigt, aber für mich kann es das noch nicht sein, also hake ich nach. Immerhin steht ihr Stempel auf dem Rezept.

Pharmama: „Die Unterschrift sieht auch nicht nach ihrer aus, sondern eher nach etwas Mit A…M… – könnten Sie in ihren Unterlagen nachschauen, wer den der betreuende Arzt gewesen ist?“

Widerwillig macht sie das, aber …. Da ist nichts. Keine Unterlagen.

Gemeinsam versuchen wir es weiter … entziffern, wer könnte das sein … am Schluss lande ich bei der richtigen Stelle.

Der Arzt ist noch nicht dazu gekommen das zu dokumentieren. Er hat den Stempel verwechselt. Er wusste nicht, dass man für das ein Betäubungsmittelrezept braucht. (Der Kunde hatte es schon beim Hausarzt und es verlangt bei ihm, weil der Arzt in den Ferien ist). Aber er ist bereit uns ein Betäubungsmittel-Rezept dafür zu schicken.

Das hätte schief gehen können. Für das Wohlbefinden des Patienten ist das Schmerzmittel hier essentiell.

Nachtrag 2 Tage später: Im Moment scheint es im Spital wirklich nicht gerade rund zu laufen. Das Betäubungsmittel-Rezept, das sie uns geschickt haben hatte keinen Stempel drauf und ging grad wieder retour.

Oh, und dann rufen sie an, warum wir vom Krebsmittel (eine Spritze) nur eine Packung mitgegeben hätten.

Pharmama: „Weil nur eine Packung verschrieben war?“

Arzt: „Er muss das wöchentlich bekommen.“

Pharmama: „Er hatte dieses Mittel noch nicht, aber – wenn sie das auf das Rezept drauf schreiben, dann ist das kein Problem. Schreiben sie ein neues Rezept? Und: soll ich gleich noch eine Packung bestellen?“

Arzt: „Drei, bitte.“

8 Kommentare zu „Das hätte schiefgehen können

  1. Ich kenne hier in Deutschland keine Apotheke, die das mit dem Spital direkt klären würde. Hier bekäme ich mein Rezept wieder in die Hand mit den Worten, dass es nicht passt und ich ein neues besorgen soll.

    Allerdings habe ich auch das Glück, noch nie ein Rezept mit Krebsmedikamenten oder derart starken Schmerzmitteln überhaupt bekommen zu haben (dafür bin ich unendlich dankbar…)

    Ich find es toll, dass Du Dir die Arbeit machst und für den Kunden die Sache erledigst!

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    1. Da muss ich widesprechen: In unserer Apotheke schicken wir eigentlich nie die Kunden zum Rezept-ändern wieder hin, sondern wir bzw. unsere Fahrerin kümmert sich darum.
      Das ist bei KH-.Ärzten schwieriger als bei niedergelassenen, wird aber trotzdem gemacht.

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      1. Hey, cool! Das mein ich ehrlich. Ich find es toll, dass Ihr das macht.
        Vielleicht sollte ich das meiner Stammapotheke auch mal vorschlagen.

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    2. Widerspruch ! Natürlich rufen wir für die Kunden beim Arzt oder im Krankenhaus gerne (und wenn es sein muss auch immer wieder) an, das ist uns sogar lieber als „über 3 Ecken“, dann können wir gleich sagen, was draufstehen muss, damit der Kunde auch das bekommt, was er braucht.

      Wenn das deine Apotheke nicht macht, würde ich sie auf jeden Fall mal drauf ansprechen, das gehört zum Service.

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  2. Ich finds ja trotzdem irgendwie bedenklich das die Ärzte im Krankenhaus nicht wissen das man für BTM ein spezielles Rezept benötigt bzw. deren Software das denen nicht direkt vorgibt… ich mein, das weiß ja sogar ich.

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  3. In meiner Zeit als Stationsarzt im Krankenhaus musste ich höchst selten ein Rezept ausstellen, ich hätte schon gar nicht gewusst, wie statt eines Privatrp. ein Kassenrp oder gar ein BTM-Rp richtig auszustellen ist. Gelernt habe ich das alles erst später in der Praxis, und heute schmunzle ich gern über solch schöne Geschichten.

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