Un-/angenehme Nebenwirkungen: the good, the bad, the ugly

Medikamente haben nicht nur die erwünschten Wirkungen, sondern auch ein paar unerwünschte . Da gibt es schon viel seltsames da draussen – hier ein paar Beispiele: (und immer im Hinterkopf behalten, dass nicht jeder, der das nimmt, das dann auch hat):

Ropirinol (Requip). Das wird eingesetzt gegen das restless leg Syndrom – wenn man Nachts nict schlafen kann, weil die Beine praktisch ein „Eigenleben“ führen.
Nebenwirkung: Spielsucht, Sexsucht

Meldungen über Störungen der Impulskontrolle (Unfähigkeit, Impulsen zu widerstehen) liegen für Patienten vor, die mit dopaminergen Wirkstoffen, einschliesslich Ropinirol, behandelt wurden. Gemeldet wurden z.B. pathologische Spielsucht, gesteigerte Libido einschliesslich Hypersexualität und Essstörungen.

– na ja, wenigstens ist das reversibel. In Frankreich hat jedoch ein Mann die Pharmafirma verklagt, nachdem er wegen seiner Spielsucht Haus und  Job verloren hat. Und er behauptet, das Mittel habe bei ihm Homosexualität ausgelöst … letzteres halte ich dann für eher unwahrscheinlich, eher war das eine Verstärkung von etwas schon vorhandenem.

Bimatoprostum (Lumigan)  Augentropfen gegen Glaukom (zu hoher Augeninnendruck)
Nebenwirkung: Wimpernwachstum

Unter Behandlung … wurde eine dunkle Verfärbung der Haut des Augenlids und ein zunehmendes Wimpernwachstum (längere, dunk_lere und dickere Wimpern) ohne damit zusammenhängende unerwünschte Effekte am Auge beobachtet. Berichtet wurde auch über eine verstärkte Irispigmentierung.

In Amerika werden nun Augentropfen mit genau dem Wirkstoff nur für das Wimpernwachstum vermarktet (Latisse) – ein Life-style Medikament mehr.

Enalapril (und andere) – ein Blutdruckmittel
Nebenwirkung: kann zu Verlust des Geruchssinns führen.

Häufig: Kopfschmerzen, Depression, Synkope, Geschmacksbeeinträchtigung.

Aber auch andere Medikamente können das verursachen.  Geruchs- und Geschmacksstörungen sind sehr unangenehme Nebenwirkungen von Arzneimitteln, die sich manchmal zögerlich zurückbilden, manchmal aber auch Monate oder Jahre bestehen bleiben. Besonders kommen sie vor nach D-Penicillamin, Griseofulvin, Metronidazol, Biguaniden, ACE-Hemmer, Levodopa, Doxycyclin. Eine medikamentöse Therapie ist nicht bekannt

Capecitabinum (Xeloda) – ein Krebsmedikament. Die sind nie lustig.
Nebenwirkung:  häufig Schwellung von Händen und Füssen … und die Fingerabdrücke können während der Behandlung verloren gehen.

Sehr häufig: Hand-Fuss-Syndrom oder palmoplantare Erythrodysästhesie, Dermatitis, Nagelveränderungen , z.B. Nagelverfärbung, Onycholyse, Alopezie

das hört sich ja noch halb lustig an: Keine Fingerabdrücke mehr …– ideal für Kriminelle… nicht so ideal, wenn man auf Amerika einreisen möchte und sie die Fingerabdrücke am Zoll nicht testen können … in dem Fall unbedingt den Arztbescheid mitnehmen, sonst könnte es sein, dass sie einem die Einreise verweigern.

Finasteride (Propecia)– Mittel gegen Haarausfall bei Männern
Nebenwirkung: Männern können Brüste wachsen

Selten: Hodenschmerzen, Vergrösserung der Brust, Schmerzen in den Brustdrüsen.

Umm ja. Da möchte man möglichst jung und männlich aussehen, darum nimmt man das Mittel und dann … das?

Zolpidem (Stilnox) –ein starkes Schlafmittel.
Nebenwirkung: rückwirkender Gedächtnisverlust (retrograde Amnesia), oft kombiniert mit sehr seltsamem Verhaltem: nächtlichem kochen und essen?

Somnambulismus und damit verbundene Verhaltensweisen: Schlafwandeln und damit assoziierte Verhaltensweisen wurden von Patienten berichtet, die Zolpidem (Stilnox) oder mit diesem Präparat verwandte Schlafmittel eingenommen hatten und nicht vollständig wach waren. Dazu zählten unter anderem Auto fahren im Schlaf, Zubereiten und Verzehren von Mahlzeiten, Telefonieren, Geschlechtsverkehr, ohne dass sich die Betroffenen später daran erinnern konnten (Amnesie).

Darum unbeliebt ist das Mittel bei Flugbegleitern – wer hat schon gerne mit einem zu tun, der im Flugzeug den Gang auf und abwandert und sich sehr seltsam verhält?

Mefloquin (Lariam) – ein Mittel gegen Malaria.
Nebenwirkung: Halluzinationen, seltsame Träume

Sehr häufig: Schlafstörungen (Insomnie, abnorme Träume).
Häufig: Agitiertheit, Unruhe, Angstgefühl, Depression, Aggression, Stimmungsschwankungen, Panikattacken, Halluzinationen, psychotische paranoide Reaktionen, Verwirrtheit

Darum ist das Mittel bei psychischen Vorproblemen kontrainduziert.
Was die Halluzinationen angeht, kann ich nichts sagen, aber die seltsamen Träume – die kann ich voll bestätigen, die hatten sowohl mein Kuschelbär als auch ich. Seither nehme ich lieber das Malarone wenn möglich – obwohl das teurer ist.

einige Antidepressiva (Clomipramine macht das, aber neue Berichte sagen das auch von Fluoxetin, Citalopram, Risperidon
etc.)
Nebenwirkung: Orgasmus beim gähnen.

Bei den meisten Menschen setzen Antidepressiva aber das sexuelle Empfinden und die Lust darauf eher nach unten, deshalb ist es eine sehr ungewöhnliche Nebenwirkung, die so direkt nicht mal im Kompendium (dem Schweizer Arzneimittelbuch) erwähnt wird. Quelle: snopes

Die Texte in den Feldern sind den Fachinformationen im  schweizerischen Arzneimittelkompendium entnommen.

21 Kommentare zu „Un-/angenehme Nebenwirkungen: the good, the bad, the ugly

  1. interessant wird’s, wenn man nebenwirkungen bekommt, die *eigentlich* nicht sein können. ich hab z.b. mal prothipendyl bekommen, das gegen übelkeit und erbrechen wirken soll. ergebnis: mir ist kotzübel geworden… sowohl von den tabletten als auch von den tropfen (getestet um auszuschließen, dass ich einen anderen bestandteil der darreichungsform nicht vertrage). warum, konnte mir kein arzt erklären.

    Like

  2. Vor ein paar Wochen hatte ich von einer Kundin die Meldung, dass ihre Augentropfen gegen Glaukom bei ihr ein Haarwachstum auf dem Augenlid bewirken. (Nur auf der einen Seite, wo sie sie auch verwendet.) Eine bekannte, aber eher seltene Nebenwirkung des Präparates… Dabei hatte sie extra das Präparat gewechselt, weil sie vom Vorherigen eine Iris-verfärbung bekam… So ein Pech! :-(
    Ich hab es gemeldet und die Patientin zu ihrem Augenarzt geschickt… ist ja nicht weiter gefährlich, aber Haare auf dem Augenlid stelle ich mir eher unangenehm vor; z. B. beim Blinzeln!

    Like

    1. Au ja, v.a. wenn die Haare ins Auge kommen können – auf die Dauer tut das auch der Hornhaut des Auges nicht gut.

      Like

  3. In meinem Verwandtenkreis:

    Unerwartet: Depressionsschübe als Nebenwirkung von Cholesterinsenkern….. zum Glück konnten die abesetzt werden die Antridepressiva führten nämlich ebenfalls zu für die Person unanehmbaren Nebenwirkungen (nach 4 Wochen immer noch 18 Stunden Schlaf täglich)

    Eigentlich mit etwas mitdenken vermeidbar gewesen: Orales Cortison bei einem leichten Altersdiabetiker (noch im Tablettenstadium) ohne Aufklärung nach einer Operation aus dem Krankenhaus entlassen worden und der Hausarzt hat auch kein Wort gesagt: Eine Woche später war die völlige Entgleisung des Blutzuckers (trotz Verschärfung der Diät und mehrmaligem Nottermin beim Hausarzt der nur Strafpredigten gehalten hat )erreicht. Erst dann hat sich jemand bequemt ihn darüber aufzuklären dass er nichts falsch gemacht hat und wärend der Cortisonterapie wohl Insulin gegeben werden muss.

    Like

  4. Von Venlafaxin (Antidepressiva) hatte ich auch sehr merkwürdige Träume. Ich dachte immer, die Träume seien echt, weil sich immer alles da abspielte, wo ich schlief. z.B. wollte Bibo aus der Sesamstraße mit mir Billard spielen, oder der Kopf von meinem Vater leuchtete grün und saß auf meinem Kissen und lobte mich, wie schön ich aufgeräumt habe.

    Like

  5. Für volle Wimpern gibt es auch hierzulande ein Produkt mit Prostaglandin-Analogon drin. Im Werbeprospekt aus dem Briefkasten war sogar der Pharmacode angegeben. Trägt den schönen Namen „Hairplus Stick“ und kostet ca. 120 Franken.

    Like

  6. Ich gestehe, der Orgasmus beim Gähnen bringt mich zum schmunzeln. Aber für Betroffene ist das sicherlich unangenehm, besonders wenn sie nicht gerade zu Hause sind beim Gähnen.

    Like

  7. kontrainduziert.
    ääh… kontraindiziert, würde ich sagen.
    Indizieren heißt „anzeigen“ (davon kommt „index“, der Zeigefinger oder auch der Anzeiger, aber auch „Indikation“), induzieren wäre soviel wie einführen…

    Like

    1. Hups. Normalerweise kann ich das doch richtig schreiben.
      Naja, I und u liegen ja auch nebeneinander, da habe ich einfach danebengehauen auf der Tastatur – aber lustig, wie es grad eine andere Bedeutung bekommt.

      Like

  8. ….. warum empfiehlt man den an haaren darbenden männern nun denn nicht anstelle von propecia dasjenige gegen das glaukom, denn wenn jenes doch die wimpern wachsen lassen kann, warum auch ned kopfhaar …..?

    ;-)

    Like

  9. Ich hatte vor ein paar Monaten eine Kundin die unter der Therapie von Xeloda das Hand-Fuß Synsrom bekam. Das sah echt übel aus …

    Like

Was meinst Du dazu? (Wenn Du kommentierst, stimmst Du der Datenschutzerklärung dieses Blogs zu)

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..