Woher kommen unsere Medikamente? Am Beispiel Opioide Schmerzmittel

Wer würde denken, dass unsere stärksten heute gebräuchlichen Schmerzmittel von diesem Pflänzchen abstammen:

Opioide Schmerzmittel wie Morphium sind Abkömmlinge von Opium … und das wird aus Mohnblumensamensaft gewonnen.

Wichtigste Wirkung der Opioide ist eine starke Schmerzlinderung und Beruhigung – zusammen mit einem euphorisierenden Effekt – man wird high.

Praktischerweise produzieren wir selbst in unserem Körper Opioide, die eine Rolle bei der Schmerzunterdrückung im Rahmen von Stressituationen spielen … sie werden ausgeschüttet bei Verletzungen, nach starker emotionellen Reaktionen (Endorphine)und bei UV-Licht (Sonnenstrahlung) … leider fehlt hier noch viel Verständnis über Wirkung etc.

Opioide werden in Form von Opiumzubereitungen schon seit Jahrhunderten angewendet. Beschreibungen der Wirkung des Safts des Schlafmohns finden sich schon bei Theophrastus (im 3. Jahrhundert vor Christus).
Dann ging das Wissen einige Zeit verloren. Paracelsus ist es zu verdanken, dass das Opium in Europa seit dem 16. Jahrhundert wieder in Gebrauch kam.

Im Jahr 1806 entwickelte Sertüner ein Verfahren zur Isolierung von Morphin aus Opiumextrakt – Morphin ist der Standardwirkstoff der Opioide.

Pre-war Bayer heroin bottle, originally contai...
Image via Wikipedia

Der englische Chemiker Charles Robert Alder Wright entwickelte 1873 ein Verfahren zur Synthetisierung von Diacetylmorphin, aus Morphin und Essigsäureanhydrid.
Die Farbenfabriken (heute Bayer) vermarkteten das Diacetylmorphin ab 1874 als  Heroin. Heroin wurde in einer massiven Werbekampagne in zwölf Sprachen als ein oral einzunehmendes Schmerz- und Hustenmittel vermarktet. Es fand auch Anwendung bei etwa 40 weiteren Indikationen, wie Bluthochdruck, Lungenerkrankungen, Herzerkrankungen, zur Geburts- und Narkoseeinleitung, als „nicht süchtigmachendes Medikament“ gegen die Entzugssymptome des Morphins und Opiums. – letzteres war dann etwas wo sie wieder zurückkrebsen mussten, denn inzwischen weiss man, dass alle Opioide den Nachteil haben, dass sie stark Suchtgefährlich sind – auch die anderen halbsynthetischen Derivate die entdeckt wurden:

Um 1900: Oxycodon, Hydromorphon

Und auch die vollsynthetisch hergestellten:
1939 Pethidin
1945 Methadon
1962 Tramadol
1964 Fentanyl
1975 Buprenorphin – die letzten beiden können auch via Haut aufgenommen werden – in Pflasterform

Wie alle Medikamente haben Opioide nicht nur Wirkung, sondern auch Nebenwirkungen:

Atemdepression: man atmet nicht mehr so tief / der Rhythmus verlangsamt sich. In niedriger Dosierung kann man dem aktiv und willentlich gegenwirken, indem man sich bemüht mehr zu atmen. In höherer Dosierung (höher als zur normalen Schmerzstillung nötig) kann es aber zu Atemstillstand kommen – an dem sterben diejenigen, die es missbrauchen.

Dämpfung des Hustenzentrums: Hustenmildernde Wirkung. Das war schon lange bekannt und man hat versucht die Wirkung zu isolieren. Gefunden hat man Codein (1833 auch aus Mohn extrahiert) und dann dessen Derivate: Dihydrocodein, Dextrometorphan … die meisten hustenstillenden Mittel heute sind Opiat-abkömmlinge. Man hat es leider nicht geschafft die Missbrauchs-Gefahr ganz zu eliminieren. Bei den neueren ist das allerdings besser, selektiv ist die hustenstillende Wirkung z.B. bei Noscapin.

Übelkeit, Erbrechen

sie machen Verstopfung  … und darum sind sie auch eigentlich gut gegen Durchfall. Eine Weiterentwicklung des Wirkstoffs nimmt die Rauschwirkung weg (und die Schmerzstillung), behält aber die Nebenwirkung – und schon hat man Loperamid – heute bekannt als *das* Mittel gegen Durchfall: Imodium.

Wegen dem Missbrauchspotential und der durch sie verursachten Abhängigkeit unterliegen Opioide dem Betäubungsmittelgesetz je nach Sucht- bzw. Missbrauchspotential entweder in allen Konzentrationen, ab einer bestimmten Konzentration (Codein, Tilidin mit Naloxon, Dextropropoxyphen) oder aber überhaupt nicht (Tramadol).

Potente Mittel – mit einem einfachen Anfang.

17 Kommentare zu „Woher kommen unsere Medikamente? Am Beispiel Opioide Schmerzmittel

  1. Und jetzt bitte nochmal den Kunden, der „etwas pflanzliches“ möchte, weil das ja ungefährlicher ist ;-)

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  2. Heroin oral eingenommen ist (hat mein Prof damals gesagt) auch nicht viel anders in der Wirkung als Codein… Das Problem mit der starken Abhängigkeit ist ja auch erst in Amerika entstanden, als man es dort zu spritzen anfing! (Die Polizisten „probieren“ ja zum Testen immer eine Prise)

    An Susanne: Ich sags ja!
    Pflanzlich = ungefährlich,
    natürlich = ohne Nebenwirkungen…

    Siehe Morphin, Mutterkorn&Fliegenpilz, Botox, Johanniskraut, Uran… ;-)

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    1. Ja, diese Pflanzen sind immer gerne mein Argument, wenn jemand was mildes pflanzliches zum Abführen möchte… Sennesblätter gehören zu den radikaleren Sachen dabei, ich empfehle sie ungern. Und dann gucken die Leute immer ganz komisch… „Hm, ja, dann was mildes eben!“

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  3. Kleine Botanische Anmerkung:
    Die Samen werden ua. zum Backen verwendet, sind relativ harmlos.
    Opium wird aus dem Milchsaft der unreifen Samenkapsel (durch anritzen derselben) gewonnen … nicht aus den recht trockenen Samen.

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  4. die erste bemerkung über den pharmazeutischen nutzen solls schon in keilschrift auf sumerischen tafeln gegeben haben.
    und im alten rom hat man sich ordentlich damit weggeschossen, man hat in ner palastinventur 217bc 13 tonnen opium gezählt.

    ja, das schon sehr lange bekannt und wie fast alles eben ein zweischneidiges schwert-nutzen udn aber auch schaden kanns, wie messer auch.

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  5. Ein sehr interessanter Bericht, danke dafür!

    Von diesen blöden Nebenwirkungen kann ich ein Lied singen. Besonders die Übelkeit ist nervig. Da hätte ich auch mal eine Frage zu. Vielleicht magst du mir die ja beantworten, Pharmama?!
    Kann es sein, dass man bei einer Opioid Behandlung am Anfang starke Übelkeit hat, dann jahrelang nichts mehr und dann ist sie plötzlich wieder da? Oder hätte man diese Nebenwirkung, die ja sehr häufig ist, durchgehend?

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    1. Hmmm – am Anfang der Behandlung ist Übelkeit ja typisch. Später sollte da aber auch ein gewisser Gewöhnungseffekt eintreten.
      Hat denn irgendetwas gewechselt, wo das wieder aufgetreten ist? Dosierung / Anwendungsart / anderes Generikum?

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  6. Oh, danke für die schnelle Antwort! Nein, es ist alles gleich geblieben. Deshalb bin ich ja so verwundert. MCP Tropfen sind meine ständigen Begleiter geworden. Mein Arzt sagt, dass das ganz normal ist. Aber es macht mich eben stutzig, dass ich so ewig lange gar keine Übelkeit mehr hatte.

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  7. normalerwise hast du nur am anfang übelkeit,die legt sich dann nach ein paar monaten.danach sollte keine übelkeit mehr auftretten,egal zu welchen OPIOIDEN du wechselst. ich betone opioid,die auch die synthetisch hergestellten schmerzmittel beinhalten,im gegensatz zu den OPIATEN,die wirklich nur derivate des morphins sind. Wie HYDAL(DILAUDID),OXICONTIN(EUKODAL),DICODID,od.HEROIN(Diacetylmorphin).

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  8. Dank „Oma im Hoch“ habe ich das gelesen.

    Und ja, Opiate sind auch immer meine Lieblingsantwort darauf, wenn jemand von „Naturheilmitteln“ faselt. Dann sind die Leute immer so erstaunt… Abhängigkeitspotenzial? Was, so was starkes kommt direkt aus der „Natur“?

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  9. Ich bin schwerer Alkoholiker und nach dem Lesen des Artikels von Herrn Dr. Albrecht Stuttgart am 13 Suchtkongress 2012 über die erfolgreiche Behandlung von Alkoholismus mit DHC habe ich eine Lösung gefunden. Seit ich DHC zu mir nehme ist meine Alkoholismus irrelevant geworden. Hab ich es mir beisher mal so mal so beschafft suche ich eine/n verständnivollen Apotheker in der Schweiz er mich diesbezüglich unzertstützt. Nicht zu vergssen, im Alkoholrausch war meine Lebn das Grauen, keine Famile,, freunde, Arbeit,bald Tod. Huete mit DHC normales Leben, Freundin, bald Kinder, tolle Arbeit. Wer unterstützt mich bitte? Ich brauche eure Hilfe,ich un dmeine Famile brauchen Eure Hilfe. Liebe Grüsse

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    1. Lieber Alexander, Deine Fortschritte in allen Ehren, aber hier ist nicht (!) der richtige Platz nach einem Apotheker zu suchen, der dir etwas besorgt, wenn die rechtlichen Grundlagen dafür fehlen.
      Zuerst solltest Du Dir einen Arzt suchen, der Dir das vielleicht verschreiben kann, Dann den Apotheker, der das auf Rezept abgibt.

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  10. Hallo,

    finde es eigentlich sehr schade das zu viele Menschen uninformiert sind und immer alles glauben was man sieht.Möchte den Schlafmohn und aus dessen Inhaltsstoffen halbsynthetisch hergestellte Opiate nicht verschönern ,aber fakt ist auser der hohen Abhängigkeitsgefahr ist Opium noch verträglicher und dazu unschädlicher als Medikamente wie Ibuprofen,Paracetamol und viele mehr. In mehreren Studien wurde festgestellt das Opiate keinerlei negative Effekte auf die Organe haben (und auch die Verstopfung ist nur akut ,nach absetzen legt sich diese wieder, also nix längerfristiges ), mal abgesehen davon Pflanzen einfach als Droge abzustempeln ist dieses doch kein Problem. Opioide ( voll snythetisch ) sind wiederum nicht so gut da sie wie es schon aussagt nicht mehr natürlich sind und somit werden einige dieser schaden an Organen hervorrufen, aber Opiate die rein natürlich von der Schlafmohn pflanze stammen sind komplett ungefährlich für den Körper , Abhängigkeit werte ich nicht da heutzutage alles abhängig machen kann,egal was ,verlangen und Abhängigkeit sind kontrollierbar ,wer das nicht hinbekommt dann bitte auch keine Opiate nehmen,Opiate sind Wundermittel, egal bei welcher Sache sie helfen zuverlässig gegen jedes Symptom und sind obendrein noch unschädlicher als alle anderen Medikamente die existieren oder je hergestellt werden.Natürlich sollten man diese schnell wieder absetzen wenn man nicht abhängig werden will und nur in maßen dosieren.

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    1. Das ist ein ziemlich … unreflektierter Kommentar mit einer Menge Aussagen, die einfach nicht ganz korrekt sind. „Droge“ in der Pharmazie ein Ausdruck für „getrocknete Pflanzen“, ohne Wertung. Die Unterscheidung zwischen synthetisch (nicht gut) und „da aus pflanzen stammen“ = ungefährlich ist ziemlich unsinnig. Es gibt genauso giftige Pflanzenbestandteile wie es sehr ungefährliche synthetische Stoffe gibt. Abhängigkeit ist nicht kontrollierbar … und Wundermittel gibt es grundsätzlich nicht.

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    2. @ dennis:

      Dass die Toxizität einer Substanz vor allem anderen von ihrer Dosierung abhängig ist, ist Dir wohl vollkommen unbekannt.

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