Abwertend

Apotheke, Mittags, Telefon.

Mann: „Mein Arzt hat mir eine Rezeptur aufgeschrieben, die sie herstellen möchten. Es ist … (ausführliche Zusammensetzung hier einfügen). Aber bevor ich es herstellen lasse – möchte ich erst wissen, wie viel es kostet.“

Pharmaassistentin am Telefon: „Das muss die Apothekerin erst berechnen – sie ruft ihnen zurück, sobald sie es hat – im Moment sind wir ziemlich beschäftigt.“
Mann (Ärgerlich): „Warum können sie es mir nicht jetzt gleich sagen? Das ist ziemlich unhöflich von ihnen, mich so warten zu lassen! Das entspricht ganz sicher nicht der Geschäftspolitik. Sie haben keine Ahnung vom Prioritäten setzen .. ich werde mich bei der Geschäftsleitung beschwerden! Was sind sie und wie ist ihr Name?“
Pharmaassistentin gibt ihm den Namen und sagt nochmals, dass sie das nicht selbst machen kann, weil die Apothekerin das berechnen muss.
Mann: „Ah, sie sind nur die Pharmaassistentin!“

Grumpf. Also mich macht so was etwas ärgerlich.
Wir haben Kunden in der Apotheke die bedient werden und warten – und die sind auf der Prioritätenliste sicher höher als eine Preisauskunft. Was soll denn überhaupt die Eile? Und was soll das mit „nur“ die Pharmaassistentin? Auch wenn ich am Telefon gewesen wäre – den Preis hätte ich auch nicht gleich da berechnet.

Für Interessierte: Der Preis setzt sich zusammen aus der Arbeit (mischen, lösen, sieben, abfüllen etc.), den Inhaltsstoffen, und schliesslich der Verpackung. Die Preise dafür findet man in der ALT (pdf im oberen Link, 3 sprachig)

Wer will, kann das damit mal selbst versuchen zu berechnen:

weisse Schüttelmixtur 100g

A Bentonit 2,0g
B Zinkoxid 15,0g
C Talk 15,0g
D Wasser gereinigt 26,50g (findet man unter Aqua purificata)
E Propylenglykol 15,0g
F Ethanol 96% V/V 26,50g

Herstellung:
1. A, B und C einwiegen und gut mischen.
2. D, E und F einwiegen und gut mischen.
3. Die beiden Mischungen jeweils einzeln in ein Pulvis Gefäss einwiegen und direkt im Abgabegefäss durch gutes Schütteln mischen.

Und? Was ist der Preis?

38 Kommentare zu „Abwertend

  1. Wollte er erstmal alle Apotheken durchtelefonieren und wissen wo es am billigsten ist? Oder einfach anhand des Preises entscheiden wie nötig er das Medikament braucht? Seltsamer Kerl…

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  2. Also, Frau Apothekerin – nachdem ich mir die Liste angeguckt hab, und die Einzelpreise fand (wird, wenn nichts in der Liste steht aufgerundet?) und sogar noch die passenden Produkte – glaube ich zumindest – hab ich mich an die Zubereitungen machen wollen. Aber Taxpunkte? Was ist das denn schon wieder o.O

    Nö, da ist mein Hirn am Sonntag Nachmittag ausgestiegen… Also nenne ich mal nur das, was ich als Materialkosten hätte: 11,90 CHF.

    Aber zumindest hab ich festgestellt, das man das mal nicht eben zwischen Tür und Angel berechnen könnte… Ich würde wohl noch ne halbe Stunde benötigen, um alles herauszufinden.

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    1. Ah, sehr gut – ich werde dann vielleicht später noch die Auflösung dazu geben.
      Ein Taxpunkt ist die (neue) Art der Abrechnung laut der LOA. Im Moment ist ein Taxpunkt CHF 1,08.
      Ausser der Arbeit fehlt dir aber auch noch das Gefäss – noch weiter unten in der Liste zu finden.
      Und: In der Apotheke muss ich genau diesselbe Liste benutzen … wie man sieht: Nein, soo schnell ist das einfach nicht machbar.

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      1. So. Das mit den Taxpunkten hätt ich aber auch selbst rausfinden können, die Erklärung (aber mit 1,05 CHF) steht unter der Tabelle…

        Also: 11,90 CHF für die Bestandteile (wenn eine benötigte Einheit nicht verfügbar war – z.B. 1g – dann habe ich die nächsthöhere Einheit einmal draufgeschlagen, um 5g zu erhalten also z.B. 1x 10g).
        Für Schritte 1 und 2 je 12 Taxpunkte (einmal Mischen von Pulvern, einmal Mischen von Flüssigkeiten), für Schritt 3 nochmal 24 (Mischen von Salben, Emulsionen – fürs Schütteln gibts nix extra^^). Gefäß hat er ein günstiges Kunststofftöpfchen 100g für 2,10 CHF bekommen. Macht für die Herstellung 51,84 CHF, plus 2,10 CHF fürs Gefäß.

        Summa summarum lande ich dann bei 65,84 CHF. Und ich wette, dass ich irgendwo was falsch gemacht habe – nicht zuletzt weil ich keine Ahnung von Chemie oder gar Pharmazie habe^^

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  3. Also…
    für die Materialien komme ich auch 10,10 CHF, wenn ich es zusammenstoppel und jeweils mit den kleineren Mengen auffülle, falls möglich. Dazu dann das Tropfglas für 1,60 CHF.
    Als Arbeit … schwierig. Dürfte ja eine Suspension werden, die stell ich mit der Emulsion gleich, also sind es 24 Taxpunkte, macht 25.92 CHF.
    Damit wäre man bei mir für 100 mL 36.02 CHF los.
    Naja…

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  4. ich kann deinen ärger wirklich verstehen. allerdings… wenn ich so daran denke, was ich in so mancher beschwerde lese… unfähiges dreckspack… schreibtischflittchen… saftschubse… und das sind nur die netten dinge… von daher hätte es schlimmer als „nur die pharmaassistentin“ kommen können ;)

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    1. Da hast Du sicher recht – ich muss aber auch sagen, dass ich hier den Blog ein bisschen „zensiere“ und nicht alles aufschreibe, als was ich oder andere schon betitelt worden bin.

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  5. ich komme auf 17,26 CHF falls am Ende gerundet wird (?) 17,25 CHF
    (Material 3,00 Verpackung 1,30 und Arbeit 12,96)

    bin gespannt auf die Lösung, so mal schnell eben am Telefon gehts jedenfalls echt nicht ;-)

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  6. Ich komme auf 31,72 Franken (Material 3,70 – Verpackung 2,10 – Arbeit 25,92). Das kommt mir aber relativ viel vor, ich meine mich erinnern zu können, dass meine österreichische Krankenkasse für ähnliche Zubereitungen 10–15 Euro bezahlt.

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  7. Mein Vorschlag für Faule oder Eilige: Schüttelpinselung weiss von Hänseler für ca. 25 Fr…
    Keine Arbeit, keine Berechnung mittels ALT…
    ;-)

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    1. Es ist eine austrocknende Schüttelmixtur, z.B. für auf Windpocken, gegen Juckreiz und damit es besser heilt. Kennst Du Tannossynt? Das ist so ähnlich.

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      1. Danke für die Info. Ja, sowas kenn ich. Ich hatte mit 31 die Windpocken. Das war echt schlimm.

        Ich frage mich nur, warum der Arzt sowas aufschreibt, wenn es das auch *von der Stange* gibt.

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        1. Ja, warum. … Z.B. weil unser selbstgemachtes Produkt via Krankenkasse Grundversicherung abgerechnet werden kann, das Tannosynt aber selbst bezahlt werden muss …

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  8. Ochnööö…gibts da kein PC-Programm für sowat bei Euch? Ihr Armen…allein diese Arbeitstabelle, da hakt sichs bei mir schon aus…

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  9. Oh gott ich bin froh, dass das bei uns einfacher ist und der Computer das macht. Aber auch ohne Computer ist das in Deutschland VIEL einfacher :D

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    1. Naja, wie man es nimmt: Pauschal gibts in D dafür 5 Euro für die Arbeitszeit… Darauf kommen noch die Materialkosten und die Mehrwertsteuer, so dass wir hier unter 10 Euro sein sollten.

      Einfach zu berechnen ist das sicherlich, aber ich finde das jetzt nicht wirklich viel, wenn man mal bedenkt, wie lange ein Automechaniker oder ein Schreiner für diese 5 Euro arbeiten würde…

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  10. Dann also die Auflösung:
    Beim Material: da ist nix mit Aufrunden: Wenn 1g 0.1 Franken kostet und 10g kosten 50 Rappen, dann darf man auch ab 5g dafür nur 50 Rappen verlangen.

    A Bentonit 2,0g (2×0.1)= 0.2.-
    B Zinkoxid 15,0g (1.5×0.5)= 0.75.-
    C Talk 15,0g (1.5×0.2)=0.3.-
    D Aqua purificata 26,50g (2.65×0.1)=0.265.-
    E Propylenglykol 15,0g (1.5×0.3)=0.45.-
    F Ethanol 96% V/V 26,50g (2.65×0.4)=1.06.-

    Total Material: 3.025.-

    Arbeit: Mischen Suspension (siehe Emulsion) (24×1.05)= 25.20.-

    Gefäss: Arzneiglas mit Schraubverschluss 100ml = 1.25.- (lieber das als ein Pulvis, denn der Alkohol verdunstet aus der grossen Öffnung noch schneller)

    Total 29.475.-

    Plus Mehrwertsteuer 2.4% (Danke an die Erinnerung, nicoretta) = 30.18

    Also gerundet CHF 30.20.-

    Ich persönlich finde das nicht soviel, samt dem ganzen Papierkram und Herstellung, bin ich damit über eine halbe Stunde voll beschäftigt.

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    1. Beschwer Dich nicht, in D bekommst Du noch weniger Rezepturzuschlag (wie oben erwähnt: 5 Euro – s. Punkt 2):

      Deutsche Situtation:
      §5 Arzneimittelpreisverordnung:

      (3) Der Rezepturzuschlag beträgt für
      1. die Herstellung eines Arzneimittels durch Zubereitung aus einem Stoff oder mehreren Stoffen bis zur Grundmenge von 500 g, die Anfertigung eines gemischten Tees, Herstellung einer Lösung ohne Anwendung von Wärme, Mischen von Flüssigkeiten bis zur Grundmenge von 300 g 2,50 Euro,
      2. die Anfertigung von Pudern, ungeteilten Pulvern, Salben, Pasten, Suspensionen und Emulsionen bis zur Grundmenge von 200 g, die Anfertigung von Lösungen unter Anwendung von Wärme, Mazerationen, Aufgüssen und Abkochungen bis zur Grundmenge von 300 g 5,00 Euro,
      3. die Anfertigung von Pillen, Tabletten und Pastillen bis zur Grundmenge von 50 Stück, die Anfertigung von abgeteilten Pulvern, Zäpfchen, Vaginal-Kugeln und für das Füllen von Kapseln bis zur Grundmenge von 12 Stück, die Anfertigung von Arzneimitteln mit Durchführung einer Sterilisation, Sterilfiltration oder aseptischen Zubereitung bis zur Grundmenge von 300 g, das Zuschmelzen von Ampullen bis zur Grundmenge von 6 Stück 7,00 Euro.

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      1. Ich beschwer mich nicht. Vor allem nicht, wenn ich die Preise bei euch sehe.
        Bei uns muss für das meist die Apothekerin ran – nur wenig macht die Pharmaassistentin. Ich nehme an, das ist bei euch ähnlich?
        Dann schaust du mal an, was wir für einen Stundenansatz haben – und wieviel von unserer Arbeitszeit das bindet …
        … ich glaube ihr verkauft da Eure Arbeit unter Eurem Wert :-(

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        1. In Deutschland macht das normalerweise die PTA, seltener der Apotheker.

          Keine Frage: Rezepturen sind in deutschen Apotheken ein Verlustgeschäft. Daher ist es durchaus leider hier auch Realität, dass es hier Apotheken gibt, die prinzipiell keine Rezepturen anfertigen (obwohl sie dazu verpflichtet sind).
          Wobei ich es verstehe: Für ne halbe Stunde Arbeit 5 Euro ist lächerlich. Da sagt man gerne, dass man „das Zinkoxid leider nicht da hat“ und „das das leider erst in einer Woche wieder lieferbar ist“.

          Das blöde ist nur: die AmPrVo ist eine Verordnung und hat Gesetzescharakter.

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        2. HAHAHAHA!
          Also mein alter Chef ist NIEMALS im Labor gewesen, der hatte keine Ahnung von nix, und unter der jetzigen Leitung haben die Apotheker ganz einfach keine Zeit für sowas – es gibt soviel, das wir PTAs nicht dürfen, damit sind dann die Apotheker die ganze Zeit beschäftigt….also Labor ist komplett PTA-Bereich!

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        3. @Moinsen:
          Wenn man sich die praktische Ausbildung von PTAs und Apothekern anschaut, gebe ich als Apotheker gerne neidlos zu: Das könnt ihr PTA’s auch deutlich besser als wir Apotheker! Ihr habt das in der PTA-Schule bis zum Erbrechen im Labor geübt…

          Ehre, wem Ehre gebührt…

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        4. Habs heut morgen grad noch mal (ganz fix! ;-) ) mit meinem deutschen Programm ausgerechnet: 9,53 Euro. Juhu. Wie schön, dass meine Arbeit so wertvoll ist…

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    2. Auch süß, wie Ihr rundet!
      Wenn da in Deutschland 30,18 rauskommen würde, dürfte ich exakt 30,18 abrechen, und nicht freundlich aufrunden…muss allerdings dazusagen, dass wir im Fall dieser Rezeptur beim Material schon auf 3,03 runden hätten müssen (halbe Cents gibts nich), und dann käms am Ende wahrscheinlich wieder aufs gleiche raus.

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  11. Ist doch wirklich asozial was mit den Apothekern in Deutschland gemacht wird. Meine Eltern sind beide Apotheker, führen zusammen eine normal große Apotheke in einer mittelgroßen Stadt, sind beide sehr kompetent , hatten ein sehr gutes Studium, sind seit knapp 30 Jahren im Beruf und es geht nur abwärts. Kein Ansehen mehr und die Verdienste sind auch nicht mehr angemessen, wenn man sich mal überlegt wie anspruchsvoll das Studium ist und auch die Arbeitszeiten. Mein Vater arbeitet gute 65 Stunden in der Woche, mit Dienst über 75, teilweise 80. Das ist unmenschlich. Und trotzdem verdient er nicht wesentlich mehr als irgendein fauler Lehrer. SCHWEINEREI !! Rege mich jeden Tag wieder drüber auf, einfach nur ungerecht !

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  12. Ach naja.

    Ich hätte den Kerl wahrscheinlich mehr von der kaufmännischen Seite aus vors Schienbein getreten.

    „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir telefonisch keine rechtsverbindlichen Angebote abgeben können“.

    Oder „Gerne erstellen wir Ihnen einen Kostenvoranschlag, nachdem wir die Schutzgebühr in Höhe von $Betrag erhalten haben“.
    Den Betrag kann man dann sehr schön variieren, je nachdem wie unfreundlich der Kerl war ;-)

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