Alternative Medizin und die Übernahme durch die Krankenkassen

Worum geht es? Vorläufig mal um die 5 bekannteren Teile der sogenannten alternativen Medizin:
Die anthroposophische Medizin,
die Homöopathie,
die Neuraltherapie,
die Phytotherapie
und die traditionelle chinesische Medizin

Von Ex-Bundesrat Pascal Couchepin wurden diese 2005 (wieder) aus dem Leistungskatalog der Grundversicherungen geworfen – wo sie zwecks Überprüfung der Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Unbedenklichkeit seit 1999 waren – den Voraussetzungen, damit ein Medikament überhaupt auf die Spezialitätenliste kommt.

Die Datenlagen sind bei einigen dieser Methoden mehr als spärlich – für die Phytotherapie, die Behandlung mit Pflanzenauszügen, Tees, Extrakten … gibt es einige positive Studien, weshalb es auch in der Zwischenzeit Präparate gab, die übernommen wurden; aber für die Homöopathie – so beliebt sie ist, gibt es keine brauchbaren Studien betreffend Wirksamkeit, bisher deutet dort alles auf einen positiven Placeboeffekt …

Ich finde es eigentlich ok, dass nicht einfach alles übernommen wird (obwohl es das für mich als Apothekerin natürlich einfacher machen würde) – es gab und gibt ja noch die Zusatzversicherung – und wenn man derartiges übernommen haben will, kann man sich eine aussuchen, die das macht.

Dann gab es 2009 die grosse Volks-Abstimmung, (ich habe darüber berichtet) in der die Alternativ-Medizin-Befürworter gewonnen haben. (Mit 67% und allen Ständen). Damit ging folgender Auftrag an den Staat:

Art. 118a (neu) Komplementärmedizin
Bund und Kantone sorgen im Rahmen ihrer Zuständigkeiten für die Berücksichtigung der Komplementärmedizin

Und dann war längere Zeit Ruhe – fast schien es, dass sich der Staat absichtlich Zeit damit lässt und eine Entscheidung vor sich herschiebt, aber jetzt heisst es zumindest die obengenannten 5 Zweige werden ab 2012 wieder von den Krankenkassen vergütet – zunächst mal bis 2017. Bis dahin sollen die umstrittenen Alternativmethoden neu evaluiert werden. Und zwar von Vertretern der alternativen Behandlungsmethoden (ob die das zahlen können?) und parallel dazu wird das EDI eine international anerkannte – (welche ?) Institution beauftragen, ein unabhängiges Gutachten zu erstellen. Damit wären wir so in etwa wieder am gleichen Punkt wie 1999. Mehr lesen im Artikel der NZZ.

Ab nächstem Jahr erwarten Experten, dass von den Krankenkassen für etwa 50 Millionen Franken derartige Alternativmedizin-Methoden und Mittel übernommen werden müssen. Ob dann deshalb die Kosten in der westlichen Medizin sinken werden … wird sich zeigen.
Ich wage es zu bezweifeln. Eher schlägt sich das wieder in einer rechten Steigerung der Krankenkassenprämien nieder.

Und wie es mit den übrigen zahlreichen Methoden der Alternativemedizin aussieht … da ist auch noch nichts geklärt.

Einen positiven Effekt dürfte das Ganze aber haben: nämlich, dass es dann wirklich vernünftige Studien zur Wirksamkeit und Unbedenklichkeit geben wird. Ich bin gespannt.

Was ich in den Diskussionen hier eher vermeiden möchte sind Kommentare im Sinn von „derartiges gehört nicht in die Apotheke!“ Es ist in der Apotheke und wird hier bleiben – weil das Stimmvolk in der Schweiz und demnach der Staat es so will.

Trotzdem ist Skeptik angesagt – und die dürfen wir auch äussern. Als die Fachpersonen, die wir sind.

Danke für Eure Gedanken! Pharmama

26 Kommentare zu „Alternative Medizin und die Übernahme durch die Krankenkassen

  1. Zum Vergleich vielleicht mal die Situation in D (ich glaube bei uns ist die alternative Gruppe nicht so groß):
    Bei uns wird die „alternative“ Medizin normalerweise nicht erstattet. Bei Arzneimitteln gibt es allerdings ein paar Ausnahmen: Bei Kindern bis 12 Jahren werden alle apothekenpflichtigen Arzneimittel erstattet (egal ob Phytos, Homöopathika oder sonstige nicht-verschreibungspflichtige)
    Bei Erwachsenen gibt es eine Ausnahmeliste auf der bestimmte „Wirkstoffe“ aufgezählt sind, die als Standardtherapie bei schwerwiegenden Erkrankungen gelten und daher auch übernommen werden.

    Beispiele:
    Flohsamenschalen bei Morbus Crohn
    Gingko bei Demenz
    Mistelpräparate in der Palliativversorgung

    homöopathische und anthroposophische AM sind erstattungsfähig, wenn sie bei schwerwiegenden Erkrankrungen als Therapiestandard gelten

    Meine Erfahrung ist, dass es bei Kindern durchaus genutzt wird und auch nicht mehr Kosten verursacht, denn ob ein Prospan oder Mucosolvan Saft verschrieben wird, ist von den Kosten egal.
    Homöopathische AM sind sehr vom Arzt abhängig, mir fallen spontan nur zwei Patienten ein, die im Rahmen von Chemotherapie Homöopahtika erhalten.
    Aber auf die Erfahrungen in der Schweiz bin ich auch schon gespannt.

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  2. ich seh schon, liebe pharmama, bei Euch in der Eidgenossenschaft ist’s auch nicht wesentlich anders als bei uns in D:
    das Volk stimmt ab und beschliesst somit etwas
    .. und Politik und Wirtschaft legen die Hürden für dieses Ziel so hoch, das selbst ein gut-trainierter Amtsschimmel sie niemals überwinden kann
    (oder man legt in einem „Side-Letter“ fest, dass es ausreicht, wenn das gute Tier am Hindernis vorbeiläuft :-(
    Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass alles, was wirklich hilft (und seien es Placebos), per se gut ist, aber anstatt „das“ zu erforschen, gehen die Kassen (das gibt es wohl keinen Unterschied zwischeen CH und D) den Weg des geringsten Widerstandes
    .. Beitragssätze erhöhen!
    Um nicht falsch verstanden zu werden: Es muss auch Grenzen geben, aber diese Grenzen können nicht von irgendwelchen Vertrauensärzten (der wie sich die von den KKen bestellten Personen auch nennen mögen) und schon gar nicht von Politikern erkannt, geschweige denn gesetzt werden. Dazu genügt eine verantwortungsvolle (!) Ärzteschaft, denen man aber auch die entsprechenden Kompetenzen einräumt.
    Monatliche Neu-Verträge mit Pharmakonzernen, die nur zu mehr Bürokratie und Mehrbelastungen in den Apotheken führen, sind hierbei mit Sicherheit unrationell und damit nicht im Sinne der Patienten (die letztendlich die Zeche zahlen).

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    1. hajo schrieb:
      „das Volk stimmt ab und beschliesst somit etwas“ […] „.. Beitragssätze erhöhen!“
      Ah ja, also wenn das Volk etwas abstimmt und beschliesst ist es also nicht so, dass es okay wäre, wenn das Volk dann auch für den volkseigenen Beschluss bezahlen soll?
      Natürlich läuft eine Ausweitung der von den Kassen bezahlten Leistungen ceteris paribus auf eine Beitragserhöhung hinaus…

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      1. Wooster: bitte reiss nicht Zitate aus dem Kontext, Du unterstellst mir, dass ich behauptete, das Volk hätte Beitragssatz-Erhöhungen gefordert hat. Die Erhöhungen resultieren – ich dachte, das hätte ich klar ausgedrückt – aus der Unfähigkeit der Politik und der Raffsucht der Wirtschaft
        .. deutlich genug?

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        1. nein, ich unterstelle Ihnen, dass sie das toll finden, dass das Volk was beschlossen hat (das was kostet) und dass sie das nicht toll finden, dass das, was was kostet, in Beitragserhöhungen mündet… Hat überhaupt nix mit „aus dem Kontext reißen“ zu tun und habe ich auch klar und deutlich so geschrieben…

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        2. so’n Unsinn: wenn Sie das wirklich richtig lesen, stellen Sie sicherlich fest, dass es Alternativen zu Beitragserhöhungen gibt: Einsparungen! und Reduzierungen der Gewinne von Pharmakonzernen
          .. aber vielleicht denke ich da zu kompliziert, sorry

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  3. Was mich an oben aufgezählter Liste fachlich stört, ist, das Phythotherapie (Behandlung mit Arzneitees) vom Gesetzgeber (in der CH und auch in D) in einen Topf mit den ganzen alternativtherapeutischen Ansätzen geworfen wird.

    Die Phythotherapie ist in der „Schulmedizin“ durchaus anerkannt.
    * Flohsamen enthält Quellstoffe, füllt daher den Darm, und sorgt für einen leichteren Stuhlgang bei Verstopfung
    * Sennes enthält Athrachinone, die den Darm reizen und daher bei Verstopfung wirksam ist
    * Kümmel, Anis, Koriander und Fenchel wirken carminativ (appetitanregend) (daher auch die Verwendung in der Küche)
    * Sogar bei Baldrian, Hopfen und Lavendel ist eine beruhigende Wirkung bei Dauergebrauch nachgewiesen (wobei die Wirkung bei weitem nicht mit den Benzodiazepinen vergleichbar ist)
    * Wenn man es denn so will, ist ja Kaffee auch nichts anderes als ein Arzneitee. Die belebende Wirkung muss man hier niemandem erklären.

    Ich glaube, dass es da mehr als nur „ein paar positive Studien“ gibt.

    Wobei man hier auch nicht den Fehler machen sollte, der in der Alternativmedizin so weit verbreitet ist:
    Nur weil eine Pflanze wirksam ist, muss das die zweite Pflanze nicht auch sein…

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    1. Und nur weil eine Pflanze „milde“ Arzneien hergibt, gilt das für die zweite noch lange nicht… siehe Schierlingsbecher: „Trinken Sie nur, Herr Sokrates, ist alles rein pflanzlich!“

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    2. Ehrlich: Das mit der Phytotherapie hat mich beim Lesen auch erst gewundert – eben weil wir da doch Studien haben, zumindest für verschiedene Pflanzen. Aber eben: noch lange nicht für alle.

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      1. Wie – weiter unten – schon gesagt: In D (ich kenne die Situation in der CH nicht) wurden die Pflanzen schon Ende der 70er Jahre auf Wirksamkeit und Risiken nach naturwissenschaftlichen Maßstäben untersucht. Da gibt es Pflanzen, die eine Wirkung haben und es gibt Pflanzen, bei denen sich keine Wirkung nachweisen ließ.
        Das Ganze doppelblind und randomisiert, wie es sich für wissenschaftliche Studien gehört.
        Das Ganze wurde von dieser „Kommission E“ durchgeführt und sollte vernünftig durchgeführt worden sein.

        Es gibt Pflanzen, bei denen eine positive Wirkung nachgewiesen wurde, z.B. wirkt Thymian schleimlösend und ist da mit der Wirkung von ACC und Mucosolvan (=Ambroxol) vergleichbar.

        Bei anderen Pflanzen wurde die Unwirksamkeit durch doppelblinde, randomisierte Studien nachgewiesen.

        Normalerweise enthalten wirksame Pflanzen immer einen chemisch definierten Stoff, der eine Wirkung hat (bei Kaffee halt nun mal das Coffein).

        Bei Homöopathie, Schüssler, Bachblüten, etc. schaut es so aus, dass immer wieder argumentiert wird, dass sich das nicht nachweisen ließe.

        Dem möchte ich durch folgenden Versuchsaufbau widersprechen:
        100 Patienten werden in 10 Gruppen zu je 10 Patienten eingeteilt. Jede Gruppe wird durch einen anderen Homöopathen therapiert, so dass jeder Homöopath 10 Patienten behandelt.
        Alle Patienten gehen in diesselbe Apotheke und der Apotheker wählt willkürlich (durch Zufall) 50 Patienten aus, denen er das wirksame Homöopathikum verabreicht und 50 Patienten, denen er Milchzuckerkügelchen gibt, die nicht nach homöopathischer Lehre behandelt wurden.
        Der Homöopath weiß nicht, wer die „wirksamen“ Homöopathika und wer die „unwirksamen“ Zuckerkügelchen bekommen hat.
        Für jeden Patienten wird ein Bericht geschrieben, ob und wie der Patient angesprochen hat (ob sich also seine Krankheit gebessert hat).

        Und jetzt wird aufgelöst und verglichen, ob die mit den „wirksamen“ Homöopathika behandelte Gruppe gesünder ist als die durch die „unwirksamen“ Zuckerkügelchen behandelte Gruppe ist.

        Und schon wissen wir, ob das Zeug was hilft.

        Und die Auflösung ist: Das wurde von verschiedensten Gruppen so schon durchgeführt. Das Ergebnis war immer dasselbe: Keine Überlegenheit von Verum über Placebo.

        Aber jetzt kommt dann noch das Argument von den Homöopathen: „Wer heilt, hat Recht!“
        Dem möchte ich entgegnen: „Wer heilt, hat nichts falsch gemacht!“

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      2. Noch ein kleiner Nachtrag:
        Homöopathie können wir uns in unserer zivilisierten Welt – als modernen Aberglauben – gerne leisten.
        Das darf auch gerne in der Apotheke verkauft werden.

        Wo das aber aufhört, ist, wenn Homöopathen in die dritte Welt gehen und dort z.B. in Kenia ernsthaft Hebammen ausbilden, anhand von Symbolkarten schwangere Frauen mit Globuli zu „behandeln“:
        http://homoeopathenohnegrenzen.de/

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        1. Oder wenn sie die Leute glauben lassen, dass Homöopathie als Malariamittel ausreicht … Das fällt dann unter „lebensgefährlich“!

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        2. Eigentlich wollte ich ja nur sagen, dass Phytos nicht gleichzusetzen sind mit Homöopathie, Antroposophie, Bachblüten, TCM und Co.

          Wie gesagt: nichts gegen Homöopathika in der schweizerischen oder deutschen Apotheke, wenn es um Befindlichkeitsstörungen geht.
          Das kann auch gerne durch die Krankenkassen bezahlt werden. Diese geringen Kosten sind sicher nicht daran schuld, dass sich die Krankenkassen in einer finanziellen Schieflage befinden (da sind die Gründe anderer Natur).

          Aber den Einsatz in der dritten Welt bei notleidenden Menschen finde ich einfach verantwortungslos.

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    3. „* Wenn man es denn so will, ist ja Kaffee auch nichts anderes als ein Arzneitee. Die belebende Wirkung muss man hier niemandem erklären.“

      ….. ja, klar – aber wird mir nun mein kaffeekonsum von der krankenkasse finanziert…..?
      ….. denn ich bin koffein-junkie, somit wäre auch noch ein weiterer grund gefunden, so im sinne wie ’n methadon-programm oder der kontrollierten drogenabgabe….. ;-)

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    4. Das finde ich ja auch so merkwürdig (mir fällt kein besserer Begriff ein). Es sind in der Anlage F genau die chemischen oder pflanzlichen Stoffe/Extrakte und die jeweiligen Indikationen genannt, aber dann gibt es einen Freifahrtschein für homöopathische/anthroposophische AM mit schwammigen Formulierungen.

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  4. Derartiges gehört nicht in die Apotheke! ;-)

    Tschuldigung, aber das Zeug ist im besten Fall unwirksamer Dreck. Bei dem ganze Spagyrikkrams, dass in der Schweiz so populär ist, muss man leider auch negative Wirkungen befürchten. Wer sowas verkauft oder gar verschreibt, gefährdet wissentlich die Gesundheit seiner Kunden und gehört eigentlich wegen Körperverletzung bestraft. Es sei denn, er glaubt selbst an den Mist, dann gehört ihm die Zulassung als Apotheker oder Art entzogen.

    Die Dummheit und der Aberglaube des Schweizer Stimmvolkes ändert daran nichts. Schon allein deshalb, weil die doch gar nicht wissen, welchem Hokuspokus sie da zugejubelt haben. Die stellen sich irgendwelche natürlichen sanften Kräuterauszüge vor, die aber auch bewiesenermassen helfen. Tatsächlich sind viele Präparate weder sanft noch natürlich noch hilft irgendwas davon. Wäre das anders, wären sie Teil der richtigen Medizin.

    (@ Steven: das ist auch der Teil der Phytotherapie, der hier gemeint ist, nämlich der wirkungslose)

    Ich finde da vornehme Zurückhaltung unangemessen. Und ich erwarte auch keine ordentliche Forschung, die Quacksalber werden alles daran setzen, ihre Pseudowissenschaft durchzudrücken. Die Ergebnisse seriöser Forschung haben sie doch nicht akzeptiert, deshalb geht es jetzt in die nächste Runde mit geänderten Spielregeln.

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    1. @Antiveganer:
      Ich bin selbst auch der Meinung, dass Homöopathie, Anthroposophie, etc. wirkungslos sind, die Datenlage ist – meiner Meinung nach – da ziemlich eindeutig.
      Nichtsdestotrotz gibt es viele Kunden, die mit den Kügelchen positive Erfahrungen gemacht haben. Soll man den Leuten jetzt ihre Kügelchen wegnehmen, wenn sie schon fest dran glauben?
      Da die Kosten für das Fläschchen Milchzucker bei ca. 6 Euro liegt, halte ich das noch für vertretbar, das Zeug in der Apotheke zu verkaufen.

      Was die Pflanzen angeht: In D gab es Ende der 70er Jahre die Komission E, welche den Nutzen und die Risiken von Arzneipflanzen bewertet hat. Einige Pflanzen haben eine positive Bewertung bekommen (z.B. Baldrian, Flohsamen, Sennes und Pfefferminz), einige Pflanzen zeigten sich als nutzlos , andere als gefährlich (z.B. in den letzten Jahren Kava-Kava – langjährig gebraucht – als lebertoxisch).

      In einer deutschen Apotheke wirst Du ALS ARZNEIMITTEL ausschliesslich Arzneidrogen mit positiven Monographien erhalten.
      ALS LEBENSMITTEL beschafft Dir jede Apotheke aber natürlich auch gerne Zimt, Pur-Erh-Tee, Jogi-Tee und den ganzen anderen Sch…

      MEINER persönlichen Meinung dürfen die Kügelchen gerne in der Apotheke bleiben. RAUS aus der Apotheke gehört dieser ganze Kosmetikspaß (die ganzen Cremes: Vichy, Roche Possay, Widmer, etc.), auf jeden Fall Lidschatten und kosmetische Lippenstifte, diese dubiosen Nahrungsergänzungsmittel (Stichwort: Zimt bei Diabetes), die abstrusen Abnehmmittel (total pflanzlich, „bindet“ die Nahrungsfette), etc.
      Alles gerne raus, hat alles gar nix mit Heilberuf zu tun… Die Kügelchen sind verglichen mit diesem Zeug da relativ harmlos.

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      1. „Nichtsdestotrotz gibt es viele Kunden, die mit den Kügelchen positive Erfahrungen gemacht haben. Soll man den Leuten jetzt ihre Kügelchen wegnehmen, wenn sie schon fest dran glauben?“

        Glauben gemacht zu haben! Das Problem ist, das der Apotheker oder schlimmer noch der Arzt diesen Glauben mit seiner Autorität stützt. Es wird eben als Medikament verkauft. Und das schwatzen die Homöopathiegläubigen auch ihrem ganzen Umfeld auf. „Gute Erfahrungen“ + Arzt + Apotheker + Krankenkassen, was soll da wissenschaftliche Kritik noch ausrichten? So wird dieser Zauberglaube ewig währen und werden immer weiter Leute ihre Kinder durch homöopathische Nichtbehandlung misshandeln und sich und anderen durch verschleppte Behandlung die Gesundheit ruinieren.

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        1. Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus, möchte ich Ihnen da recht geben. Es handelt sich auch meiner Meinung nach bei homöopathischen Arzneimitteln um eine Behandlung mittels eines Placebos.

          Wobei ich aber einwenden möchte: In bestimmten Fällen ist es besser, eine Niedergeschlagenheit, eine Einschlafstörung oder eine vergleichbare – durch die Psyche bedingte – Erkrankung, die leicht (!) nervlich bedingt ist (z.B. bei Prüfungsangst), eher durch ein Placebo (da zähl ich jetzt auch mal Baldriantabletten dazu) zu behandeln, anstatt durch Benzodiazepine, Antidepressiva, etc., die ja gleich mal auch ein Abhängigkeits- und Suchtpotential haben.

          Das ist ein bisschen moderner Aberglaube. Aber wenn eine Mutter bei ihrem Kind, welches sich eine blutige Schramme geholt hat, mal auf die Wunde pustet, tut das dann auch auf einmal gleich weniger weh…

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    2. Das würde mich jetzt aber doch interessieren: Was für negative Wirkungen erwartest Du denn bei dem „Spagyrikkrams“? Immerhin benutzen die zur Hauptsache diesselben Pflanzen wie die Phytotherapie (und ein paar Produkte lehnen sich an Homöopathie, Schüssler und chinesische Medizin an) – aber auch da gibt es Grenzen in der Konzentration. Und der Alkoholgehalt … ist, richtig angewandt auch nicht übertrieben hoch. Also?

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      1. „Was für negative Wirkungen erwartest Du denn bei dem „Spagyrikkrams“? “

        Keine Ahnung, aber sie sind nicht homöopathisch verdünnt sondern enthalten durchaus Wirkstoffe. Unerwünschte Wirkungen sind daher nicht auszuschliessen. Erforscht wurde das aber nie. Gilt natürlich auch für TCM, Phythotherapie, die gar nicht so homöopathischen Homöopathika, den Steinerquatsch, Phythotherapie usw..

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        1. Zum Teil sind die Spagyrischen Tinkturen tatsächlich homöopathisch verdünnt. Und die heftigeren Pflanzen haben hier wir dort Beschränkungen in den Konzentrationen. Vergiftungen können wir da durchaus ausschliessen. Und wegen „anderer negativer Wirkungen“ fällt mir noch ein: die haben auch Medikamente. Dort nennen sie sich Nebenwirkungen. :-)

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        2. Das sind dann aber keine spagyrischen Tinkturen mehr, sondern homöopathische Verdünnungen spagyrischer Tinkturen. Wobei die auch gerne D1-D3 drauf schreiben, und das sieht dann nur noch nach homöopathischer Verdünnung aus. Davon kann man vielleicht ab D9 reden. Aber dass die Quacksalber logisch völlig entgegengesetzte Methoden immer kreativ neu kombinieren, ist klar.

          Und Nebenwirkungen von echten Medikamenten werden (mehr oder weniger gut) erforscht. Sie sind auch nur hinzunehmen, weil man berechtigte Hoffnung auf eine positive Wirkung hat. Wenn es die aber nicht gibt, wird die Nebenwirkung zur zur einzigen Wirkung.

          Mein Grundproblem damit ist aber eher, das magischer Glaube (bei der Spagyrik konkret die Alchemie) als Wissenschaft verkauft wird und die Leute für Dumm verkauft werden. Es sagt denen doch niemand, dass diese Präparat ihren Hustenreiz lösen wird, weil das Kraut bei der richtigen astrologischen Konstellation gepflanzt und geerntet und mit „energetisierten“ Wasser gegossen worden ist. Oder weil bei der „Arzneimittelprüfung“ der Prüfer einen seltsamen Traum hatte und diesen mythologisch passend deutete. Das würde den Kundenstamm vermutlich deutlich reduzieren, und die wirklich Gläubigen Esoteriker tun mir da auch nicht leid (ihre Kinder allerdings schon). Stattdessen geht man in eine Apotheke und fragt nach einem Mittel gegen dieses oder jenes und bekommt sofort ein Zaubermittel angeboten.

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    3. Ich finde Homöopthie, Schüssler und so weiter gehört gerade deshalb in die Apotheke, weil es weitverbreitet, aber die Wirksamkeit nicht nachgewiesen ist.
      Ich als Apothekerin kann darauf genau hinweisen und Fragen beantworten und eventuell auch vor der Anwendung warnen.
      Genauso schlimm finde ich im Übrigen einige Nahrungsergänzungsmittel, die dazu noch stark beworben werden.
      Es ist wirklcih erstaunlich wie viele Leute mit ausgeschnittenen Werbeanzeigen und Zeitschriftenartikeln kommen und das Zeug haben wollen.

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  5. ….. is‘ ja gut und recht, das mit der komplementärmedizin, für den, der der quacksalberei glauben schenken will…..
    ….. die krankenkassen hierzulande sind doch mit auch so teuer, weil ja einfach alles in der grundversicherung mit drin sein muss…..

    ….. bin da ein klein wenig anderer überzeugung, die grundversicherung sollte eigentlich doch nur das notwendigste, das notfallprogramm enthalten, alles andere sollte durch zusatzversicherungen abgedeckt werden, so kann sich jeder die krankenversicherung zusammenstellen, die ihm behagt…..
    ….. man wählt sich die zusatzmodule, welche nach eigenem guster die richtige medizinische versorgung abdecken, so kann auch der, der gerne hokuspokus zu seiner genesung braucht dies nutzen, aber der, der es nicht will subventioniert den anderen nicht noch quer…..

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    1. Eigentlich genau meine Meinung: wer das will, sollte die Zusatzversicherung wählen können, die das übernimmt. Das muss nicht wirklich alles in die Grundversicherung.

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