Einfach … aufdringlich!

Es gibt Leute, die müssen einfach immer mitreden. Überall. Selbst wenn sie, wie man hier so sagt „Kei Ahnig vo‘ dr Botanik“ haben.

Leider gibt es die auch in der Apotheke.

So musste ich letzthin folgendes mitbekommen:

Meine freundliche Kollegin ist gerade daran Kunde A zu beraten, der offenbar Rückenschmerzen hat – vom Schneeschaufeln? Etwas daneben bin ich am Rezepte kontrollieren und Stammkundin B, die  unbedingt eine Kosmetikberatung von meiner Kollegin will und deshalb auf sie wartet.
Ja, wenn sie denn warten würde. Stattdessen steht sie direkt daneben und hört offensichtlich mit – jedenfalls, als meine Kollegin dem Herrn kurzfristig Ibuprofen und Schmerzpflaster empfiehlt, muss sie auch mitreden:

„Nehmen Sie doch Arthrotec, das hat mir sehr gutgetan, als ich Schmerzen hatte.“

Sowohl Kunde als auch Kollegin sehen sie etwas entsetzt an ob dem Dreinreden – wagen aber nichts zu sagen.

Kundin: „Das ist das Beste, da hat es ein Schmerzmittel drin und etwas für den Magen … und das Schmerzmittel ist nicht so aggressiv, nicht so wie Voltaren oder so…“

Arrrgh. Das Schmerzmittel in Arthrotec ist Diclofenac, das ist Voltaren!

Jetzt muss ich doch etwas sagen, bevor sie noch weitermacht.

Pharmama: „Entschuldigen sie, aber das kann er sowieso nicht einfach so nehmen, das ist rezeptpflichtig.“

Kundin: „Aber dann kann man doch ein Vorbezug machen!“

… für jemanden, der das noch nie hatte, einfach nur, weil sie das empfiehlt??

Jetzt meldet sich der Kunde doch noch zu Wort: „Besten Dank, aber ich glaube ich bleibe bei dem, was die Fachkraft mir geraten hat!“

Kundin B ist jetzt muffig, aber geht wenigstens auf Abstand und redet nicht weiter drein bis die beiden fertig sind.
Normalerweise versuchen wir Beratungen soweit möglich zu trennen – und es hätte auch mehr als genug Platz gehabt woanders zu stehen und zu warten …  aber bei der Kundin ist das schwierig, die hat irgendwie keinerlei Gefühl für Privatsphäre. Das haben wir schon früher merken müssen.

19 Kommentare zu „Einfach … aufdringlich!

  1. Oh ja, solche Leute mit Taktgefühl liebe ich auch. Zudem es sehr schwer ist etwas an Medikamenten zu empfehlen wenn man nicht weiss, ob der andere nicht allergisch drauf reagiert.

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  2. Bei uns ist in vielen Apotheken ein Strich auf dem Boden, wie auch in der Bank oder im Bahnhof – und die Bemerkung: „bitte bleiben Sie aus Diskretionsgründen hinter dem Strich.“
    Das ist dann zwar nur anderthalb Meter zurück, aber wenigstens steht man nicht direkt nebendran. Und manchmal hat man ja auch etwas delikate Wünsche (bzw. benötigt man Medikamente für delikate Krankheiten)…

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  3. na ja,, das mit der Privatsphäre ist in der Regel nur schwer einzuhalten: selbst wenn der Platz da ist, sind da noch Wände und Möbelfronten, die den Schall recht gut reflektieren,
    aber das sollte doch wirklich nicht Anlass für einen unbeteiligten Laien sein, sich soeinfach einzumischen.
    In meiner Kindheit nannte man das „naseweis“, verbunden mit einem (sanften) Stüber auf den „Gesichtserker“ Inein, ich bin als Knd nicht geschlagen worden ;-) )

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  4. Menschen mit Halbwissen sind fürchterlich. Vor allen Dingen wenn sie denken, dass sie mit diesem Wissen überall auftrumpfen können, nur, weil sie irgendwo mal irgendwas gehört haben oder selbst eine Erfahrung damit gemacht haben.

    Erstens kann man sich nie darauf verlassen, was andere sagen. Wo haben die es her? Und geben sie es richtig wider? Und selbst die eigene Erfahrung ist nicht ausschlaggebend. Denn auch das ist nur EINE Erfahrung, die man nicht verallgemeinern kann.

    Vielleicht ist es einfach besser, wenn man ruhig ist und zuhört. So lernt man mehr.

    Aber egal wie man es dreht oder wendet. Es wird immer Menschen geben, die keinen Respekt vor der Privatssphäre anderer haben und sich überall einmischen müssen. Aber wehe, wenn andere in ihre Privatssphäre eindringen. Fürchterlich.

    Viele Grüße
    Anna Miller

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  5. Das ist genau der Grund, weswegen ich mich zu manchen Themen nur ungern in der Apotheke beraten lasse bzw. für manche Bezüge bewusst in eine Apotheke in der Innenstadt gehe und nicht hier im Stadtteil. Was geht es meine Nachbarn an, wie ich verhüte?

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  6. Von Till Ulenspigel heißt es, er habe, als es um die Konkurrenz der Zünfte ging, einen Tag lang Zahnweh simuliert und sich alle guten Ratschläge (sowie die Namen der „Ratschläger“) notiert. Abends konnte er sagen, die Zunft der Ärzte sei bei weitem die größte.

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  7. Ich find generell Menschen, die einem ständig überall auf die Pelle rücken und den Höflichkeitsabstand nicht einhalten, ganz schrecklich… wenn sie dann auch noch meinen mitreden zu müssen *aarrrghh*

    Lg Karoline

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  8. Diese Kunden wollen nur helfen sehen dabei nur ihre Krankengeschichte und verlieren dabei das wesentliche!

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  9. In Deutschland gibt es für Apotheken die Vorschrift: „Diskretion der Beratung muss gewährleistet sein“. WIE das passieren soll, steht natürlich nicht genauer da. Ich denke und hoffe aber, dass die meisten Apotheken auch wirklich einen Beratungsraum haben, der vielleicht manchmal nicht sofort ersichtlich ist. Die Apotheken, die Kompressionsstrümpfe anmessen, haben definitiv einen.
    Wenn man also etwas „peinliches“ besprechen möchte und sich unwohl dabei fühlt (Hämorrhoidalbeschwerden zum Beispiel) – ruhig mal nach wirklich diskreter Beratung verlangen!

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  10. Nachtrag: Das schützt natürlich nicht vor den Patienten, die anderen so zu Leibe rücken, dass man sich zwangsläufig bedrängt fühlt. Selbst wenn man nur Hustenbonbons möchte.

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  11. Ich persönlich liebe diese Leutchen auch, stand neulich in deer apotheke und ein älterer Herr ist mir fast auf die Füße getreten, so nah ist der mir auf die Pelle gerückt. Als die Fachkraft und ich ihn angeguckt haben hat er nicht reagiert, sich nur demonstrativ geschneutzt, als wir dann einfach weitergeredet haben ist er beleidigt abgezogen. Bilde ich mir das nur ein, oder sind das typische Macken von älteren Leuten?

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    1. Das kann ich so nicht bestätigen. Die Dame der Begegnung oben ist noch nicht so alt . und ich habe auch schon recht junge (auch Männer) gesehen, die einem anderen Kunden (oder -in) praktisch am Jackenärmel standen.

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  12. Geht das nicht in die selbe Richtung wie die Leute, die in den Zug hineindrängen sobald die Türe aufgeht ohne zunächst die aussteigen zu lassen die drinnen stehen?
    Haben sie Angst, der Zug könne ohne sie abfahren oder der begehrte Platz schon besetzt sein, die anderen vielleicht dass man sich einem anderen Kunden als Ihnen zuwenden könnte? Oder sind sie einfach egoistisch, rücksichtslos oder achtlos?

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  13. Gut gemeinte Ratschläge… oh ja.

    Vor ein paar Monaten auf Feissbuck gelesen:

    „Ich habe einen fürchterlichen Sonnenbrand!“

    „Nimm Zinksalbe, das hilft!“

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