Kinder und Fieber

Kinder haben häufig Fieber. Bei kleinen Erkältungen, beim Zahnen, nach Aufregung- das reicht schon.
In den meisten Fällen ist das aber auch nicht weiter gefährlich und man muss das Fieber nicht zwingend behandeln, respektive die Temperatur drücken. Fieber kann dem Körper sogar dabei helfen, Infektionen zu bekämpfen. Ich in der Apotheke empfehle erst ab 38.5 Grad (rektal gemessen) etwas zu geben – wenn der Allgemeinzustand des Kindes nicht so gut ist. Ansonsten kann man sogar noch länger warten.

Eine Frau kommt am Nachmittag in die Apotheke mit einem Rezept für ihr ca. 2 Jähriges Kind.
Auf dem Rezept: sage und schreibe 3 Fieber- und Schmerzmittel
1 OP BenURon Zäpfchen (Paracetamol)
1 OP Mefenacid Zäpfchen (Mefenacid)
1 OP Algifor Sirup (Ibuprofen)

keine Dosierungsangabe.

Ich frage nach: „Wissen sie, wie sie es geben müssen? Es ist alles für dasselbe: Schmerzen und Fieber.“
Frau: „Ja, der Arzt hat es erklärt. Wir bekommen das Fieber einfach nicht herunter.“
Pharmama: „Wie hoch ist es denn?“
Frau: „Na so um die 38 Grad!“
Hmpf.
Pharmama: „Und wie geht es dem Kind sonst?“
Frau: „Na, er ist etwas müde.“
Pharmama: „Isst und trinkt er normal?“
Frau: „Ja.“
Pharmama: „Und wie lange hat er schon Fieber?“
Frau: „Seit heute Morgen.“

Ich habe ihr dann geraten, erst mal zuzuwarten – was sie gar nicht hören wollte. Aber dem Kind geht es ausser der etwas erhöhten Temperatur gut. Da muss man nicht wirklich etwas tun – und vor allem nicht grad mit 3 Medikamenten!

In dem Zusammenhang möchte ich auf diesen Artikel hinweisen, mit wirklich interessanter und aktueller Info, die zeigt, dass es gar nicht so gut ist, wenn man Fieber drückt:

Immerhin 400 Patientendaten hatte sich Gavin Barlow vom Hull and East Yorkshire Hospitals NHS Trust angesehen, alle Erkrankten litten an Pneumonie (Lungenentzündung). Die Zahlen der Auswertung sprechen für sich: Während von jenen Patienten, deren Körpertemperatur unterhalb 36 Grad gehalten wurde, über ein Drittel innerhalb von 30 Tagen nach Erkrankungsbeginn verstarben, überlebten mehr als 82 Prozent der Patienten mit erhöhter Körpertemperatur. Die Sensation allerdings kam bei 40 Grad Celsius daher: In dieser Gruppe überlebten alle Patienten die Pneumonie.

Also: Fieber ist gut! Und so lange der Allgemeinzustand in Ordnung ist, würde ich es nicht einfach dämpfen.

23 Kommentare zu „Kinder und Fieber

  1. omfg … *head => desk*
    Fieber senken – generell schön und gut, sofern es angebracht ist – damit meine ich Fieber, nicht erhöhte Temperatur.
    Fieber senken, was sehr hoch is (>40°C) – in Absprache mitm guten (!) Doc auch ok.
    Etwas erhöhte Temp am ersten Tag des Auftretens massivst senken? Wo hat der Doc bitte seine Zulassung her und vor allem: hat die Frau sich mal n bissl schlau gemacht, was Fieber ist und welchen Hintergedanken der Körper mit der Erhöhung der Betriebstemperatur erreichen möchte? Ein Facepalm jagt den nächsten *koppschüttel*

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  2. naaaa – da *muss* ich ja natürlich meinen dijon dazugeben: fieber wird gesenkt, wenns dem kind nicht gut geht, nicht, weil das thermometer irgendeine zahl anzeigt. und: vor dem fiebersenken sollte man trotzdem die temp kennen – denn unter 39 macht es kaum sinn, irgendetwas senken zu wollen.

    mefenacid ist imho gar nichts für kinder, und wie pharmama sicher weiß, sind ibu und paracetamol zwei der häufigsten vergiftungsursachen bei kindern – weil die eltern zuviel davon geben. kumulativeffekt.

    und wenn die mutter so wenig informiert ist über fieber („so um die 38 klingt nach handauflegen“) – uiuiui

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    1. Bei uns wird Mefenacid tatsächlich noch ziemlich häufig verschrieben – vielleicht auch, weil die Eltern „etwas stärkeres“ wollen, immerhin bekommen sie Paracetamol ja auch ohne Rezept.
      Und irgendwie hatte ich auch hier das Gefühl, dass es mehr ein „Gefälligkeitsrezept“ war, denn dem Kind ging es augenscheinlich gut.
      Danke für Euren Senf! :-)

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  3. ich hab drei töchter (1.5, 4.5 und 7.5 jahre alt). wir verlassen uns mehr auf ibu denn auf paracetamol. hilft einfach besser.

    allerdings warten wir auch immer ab, bis das fieber so bei 38,5 – 38,8 liegt, bevor wir etwas geben. die letzten 7,5 jahre haben uns doch gezeigt, dass fieber aus den verschiedensten gründen kommt und oft über nacht auch ohne „hilfe“ verschwunden ist.

    und wichtigster indikator, eh wie im artikel beschrieben: wie verhält sich das kind?

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  4. Ich finde es immer wieder erstaunlich wie wenig Eltern über Fieber wissen. Vielleicht sollte man in den Erste-Hilfe-Kursen auch über diese Dinge beraten.

    Ich schaue auch immer wie es der Kleinen dabei geht, wobei wenn sie wirklich mal Fieber hat (bisher 3x), dann hat sie richtig Fieber und schläft fast den ganzen Tag. Dafür ist sie dann bisher immer am nächsten Tag Fieberfrei gewesen. Ohne Medikamente.

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  5. waaaaah!!
    bin ja nicht wirklich aus der pharma/medi-Ecke, aber da rollt es mir ja glatt die Zehennägel hoch.. :o

    Ich kann mich nicht erinnern, dass mir meine Eltern je Medis gegeben hätte wenn ich als Kind Fieber hatte (mit Ausnahme vom Fieberkrampf), eher gab’s Essigwickel, und einfach Ruhe im Bett… Und ich halte das immer noch so…. Und würde es bei eigenen Kindern genauso tun…

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  6. Oops, ich geb eigentlich nie was bei Fieber. Da muß es schon auch 41 klettern, bevor ich Fiebermittel gebe. Achte nur darauf, daß Kind dann ordentlich trinkt.

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  7. Also ich gebe was bei Fieber, aber auch, weil mein Sohn immer gleich sehr Hoch (über 39°C) fiebert und es ihm bisher immer sehr schlecht dabei ging. Er also ausser weinen und winseln gar nichts mehr gemacht hat. Auch nicht geschlafen.

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  8. Meine Mutter hatte ein super Rezept, damit ich nicht unnötig Medikamente bekam:

    Seit ich mich artikulieren konnte, gab es nur noch Zäpfchen; und zwar nur auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin!
    Ich habe die Dinger so ABGRUNDTIEF gehasst, dass sie sicher sein konnte, dass es mir echt nicht gut ging, wenn ich welche verlangt habe! -D

    Ich hatte aber auch nie hohes Fieber; nur einmal mit 17 – da hatte ich eine Grippe! Seither lasse ich mich *jedes* Jahr impfen.

    Eigentlich hab ich die Zäpfchen auch nur bei Migräne verlangt; ich habe die seit ich mich errinnern kann und sie war – für Kinder sehr untypisch – immer von starken Schmerzen begleitet…
    Wenn ich also zu meiner Mutter ging und sagte: „Ich habe Kopfschmerzen. Kann ich BITTE ein Zäpfchen haben?“, dann wusste meine Mutter, dass mir fast der Kopf am explodieren war. Heute nehme ich das Zeug deutlich vorher; aber sicher nicht mehr als Zäpfchen! ;-)

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      1. Ich muß gelegentlich Zäpfchen bei Migräne einwerfen. Ansonsten kommt nicht genug Wirkstoff in meinen Körper.

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        1. „Einwerfen“? Du wirst doch nicht …??? ;-)

          Ansonsten: ich habe Juniors Fieberzäpfchen auch schon bei mir selbst gebraucht, als ich einen Migräneanfall hatte und nichts, das ich geschluckt habe gewirkt hat – der Magen macht bei mir dann einfach zu.

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        2. grins … aaaach, Du .. so ein gezielter Zäpfchenwurf :) Na gut, Einschub paßt wohl doch besser.

          Übrigens, ich hab wieder Flöhe (wenn man vom Teufel spricht). Meine Katze ist seit 3 Monaten Freiläufer und hat die Viecher angeschleppt. Sie ist m.E. bereits flohfrei und hat ein Halsband um. Irgendeinen Plan, so als Apotheker, woran ich erkenne, daß das Viehzeug wieder verschwunden ist? Kann man den Flohpuder, denn man ins Fell einstreut auch ohne Fell nutzen? Sprich in ritzen reinkippen oder so?

          Naja, das nur am Rande bemerkt.

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  9. Meine Apothekerin erklärt mir immer, wenn ich (oder mein Mann) Medikamente hole, dass wir sie nur im Notfall geben sollen (Paracetamol nicht vor 38,5°C) und nicht zu häufig (die Nasentropfen) und lieber mal abwarten sollen.

    Wobei ich neulich nen größeren Schreck bekommen hab als meine Tochter mit Infekt plötzlich arg knapp unter 40°C war. Das hatte ich ihr gar nicht angemerkt. So schlecht hatte sie sich gar nicht benommen. Dafür hatte sie dann am nächsten Morgen grad so 38 und fühlte sich sichtlich elend. Ich hatte mich dann in beiden Fällen für Zäpfchen entschieden. Beim ersten wegen der Zahl und beim zweiten trotz der niedrigen Zahl wegen dem Allgemeinzustand.

    Wadenwickel mochte sie nicht so recht zulassen (und sie ist zu klein um es ihr wirkungsvoll zu erklären, dass man mit Wadenwickeln möglichst still sitzt)

    Meine Mutter hat mich früher auch nur mit einer Geschichte bestochen, wenn ich lieber Zäpfchen statt nassen Lappen wollte. :)

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    1. Die bisher geltende Meinung ist ja: Fieber senken ist gut. Von daher würden mich eher die wundern, die das Fieber nicht senken liessen. Ich habe nicht genau nachgelesen wie das Studiendesign war, aber Leute, die solche Pneumonien haben und im Spital liegen sind oft ziemlich alt und häufig nicht einmal mehr ansprechbar. Es liegt dann an den Ärzten die bestmögliche Behandlung herauszususchen – und jetzt hat es sich herausgestellt, dass das was man bisher als bestmöglich angesehen hat – es nicht ist…

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    2. Das war ja – so wie ich das verstehe – kein vorab geplanter Versuch, sondern eine nachträgliche Auswertung von zum Teil auch schon älteren Patientenakten. Da hat niemand freiwillig oder unfreiwillig irgendwo mitgemacht.

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  10. Aber kann man den Versuch mit der Lungenentzündung einfach so auf andere Krankheiten übertragen?
    Ich kenne mich da nicht so aus, deshalb frage ich mal nach…

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  11. Ich hätte ganz gerne noch eine Antwort von dir auf meine Frage. Würd mich nämlich interessieren. Kannst dann diesen Post löschen oder wenn sie dich stören auch beide ;-)

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    1. Hallo Dominik, sorry, Deine Frage ist mir so durchgerutscht….
      Die „Studie“ ist natürlich zu spezifisch und zu klein um generell Rückschlüsse zu ziehen – muss man als Naturwissenschaftler sagen. Aber da die Hinweise doch *recht* deutlich sind, werden sie wohl in Zukunft auch bei anderen Sachen das anschauen. Eine Lungenentzündung ist ja primär eine Infektion, und in Vitro funktioniert das mit der Temperaturerhöhung bei anderen Bakterien auch, also müsste eigentlich das so sein. Aber wie gesagt: Hin-weise, noch keine Be-weise.

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  12. Und dann gibt es noch Fieberkrampf-Kinder. Die dürfen eigentlich gar nicht über 38,5 – auch wenn man inzwischen wohl auf dem Stand ist, dass weniger das hohe Fieber als der Erreger an sich den Krampf verursacht.

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