Schneller als schnell …

Es ist 13 Uhr – und der Kunde kommt mit einem Rezept für Hormonspritzen für seine Frau (zur Fruchtbarkeitsbehandlung), die er unbedingt und dringend gleich heute noch braucht.
Ah, ja. An Lager haben wir sie nicht. Die Mittagsbestellung für heute 16 Uhr ist schon draussen und nachbestellen geht nicht mehr, dazu ist es zu spät – ich bekomme die nächste reguläre Lieferung morgen früh um 8 Uhr – und das ist ihm eventuell schon zu spät.

Hmm.
Da habe ich doch irgendwo ein Blatt? ah ja: da gibt es noch die Notfalldienst-Lieferung unseres Lieferanten (zwischen 18.30 – 7 Uhr morgens) – die müssten allerdings dann bis 19 Uhr (wo wir schliessen) hier sein – und sie kosten 300 Franken pro Lieferung Extra.

Hmm.
Telefon mit dem Lieferant ob es noch eine andere Möglichkeit gibt: Ja, nämlich Express-Lieferung innerhalb der Öffnungszeiten, das kostet („nur“) 100 Franken Extra.
– Nein, die Krankenkassen zahlen da nichts dran, das muses der Kunde selbst zahlen … und vorschiessen.

Da fällt ihm auf einmal ein, dass es ja noch eine Spritze zuhause hat.

Ok.

13 Kommentare zu „Schneller als schnell …

  1. Aha…Man braucht die Medis schon zeitgenau, aber das weiß man in der Regel vorher. Im Vergleich zum Preis der Medis sind 100 Franken Lieferkosten sowieso fast ein Schnäppchen (Ich sag z.B. nur: 1,5ml Gonal-f für 550 €) wenn man weiß, dass man, wenn man z.B. die eisprungauslösende Spritze zum falschen Zeitpunkt setzt, die ganze vorherige Behandlung knicken kann.
    PS: Unsere KiWu-Praxen hier wissen immer genau, welche Apotheke die Medikamente vorrätig hat, die sprechen sich nämlich ab.

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    1. Ich fand das auch etwas knapp – vor allem kann man das vorher wissen und dementsprechend planen.
      Dass bei euch die Kinderwunsch-Praxen so mit den Apotheken zusammenarbeiten finde ich gut.

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  2. Auch auf die Gefahr hin, dass das jetzt herzlos klingt:

    Das ist kein Notfall.

    Der Kunde ist doch sicherlich vom Arzt aufgeklärt worden, dass er das Medikament zeitgenau benötigt.
    Wenn er dann zu blöd ist, sich das Medikament rechtzeitig in einer Apotheke zu besorgen, ist er einfach selber schuld.

    Das ist die Sorte von Kunden, die alles haben wollen und sich sofort beschweren, wenn mal irgendwas nicht da ist. Und das ist die Sorte von Kunden, die ansonsten im Internet bestellt, weil es „da billiger ist“.

    Und ob er daheim wirklich noch eine Spritze hatte oder ob er sich nicht einfach überlegt hat, dass der Kinderwunsch von ihm und seiner Frau ihm halt keine 100 Franken Versandkosten wert sind, ist auch noch zu überlegen…

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    1. Sowas dachte ich auch. Erstaunlicherweise war / blieb der Kunde aber durchgehend freundlich und verständlich. Und im Endeffekt ist und bleibt es ja sein Problem.

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      1. Wenn dem zukünftigen Vater aber schon eine Ausgabe von 100 Euro vor der Geburt zur rechtzeitigen Beschaffung der Hormonspritze zu viel sind, wage ich mal vorsichtig die Frage zu stellen, ob er sich bewusst ist, welche Kosten denn so ein Kind nach der Geburt bis zum 18. Lebensjahr verursacht.

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  3. Ich weiß nicht was ich dazu noch sagen soll. Irgendwie würde ich die Situation ähnlich wie Heißhunger erklären.
    Man hat das Gefühl unbedingt etwas essen zu müssen und eilt los. Aber dann merkt man, dass es doch nicht so dringend ist … So ähnlich finde ich ist dieses Phänomen zu beschreiben ;)

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  4. Besonders schön finde ich es in diesen Situationen immer, wenn man am Ausstellungsdatum des Rezeptes nachvollziehen kann, das dieses mehrere Tage bis Wochen alt ist….
    LG

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  5. als eine, die selber von einer fruchtbarkeitsbehandlung betroffen ist, muss ich mich dann doch mal zu wort melden… ;)

    hier mag es insofern kein notfall sein, wenn der kunde tatsächlich noch eine spritze zu hause hatte… aber es kann tatsächlich mal so laufen, dass man ad hoc irgendwelche medikamente sofort braucht. nicht immer besteht eine fruchtbarkeitsbehandlung aus einer ivf/ icsi o.ä., wo die hormongaben tatsächlich gut geplant und somit auch rechtzeitig bestellbar sind.

    falls man aber – wie es bei mir der fall war – den natürlichen zyklus unterstützt und spätnachmittags beim ultraschall festgestellt wird, dass man doch besser schon den eisprung auslöst und dann das medikament braucht… dann kommt es eben mal zu solchen situationen.

    und ganz ehrlich: für mich war das ein notfall. wenn man seit drei jahren versucht, nachwuchs zu bekommen und es ums verrecken nicht klappen will, dann ist man da … sensibel. weil man eben jedesmal hofft, dass es diese eine mal dann endlich klappt. und dann macht man bzw. frau auch gerne mal den ehemann verrückt ;)

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    1. Ich verstehe Deine Bedenken und ich verstehe, dass Du das als Notfall empfindest. Persönlich wünsche ich Dir auch das Beste, dass es mit der Befruchtung klappt.

      ABER:
      Jede Apotheke ist in der Lage (sowohl in der CH als auch in D) innerhalb weniger Stunden ein Medikament über den Größhandel zu liefern.
      Wenn aber der Bestellzeitpunkt verpasst ist, da halt um 13 Uhr (in meiner ehemaligen Apo war das um 15 Uhr) die Bestellung rausgehen muss, damit der Fahrer um 17 Uhr die Medikamente dabei hat, wird das schwierig.
      Dann muss man halt einen Extrafahrer oder ein Taxi organisieren, welches halt dann vom Großhändler nur für Dich das Medikament an die Apo liefert.
      Der Kurier oder der Taxifahrer will aber auch bezahlt werden und das sind halt die 100 oder 300 Franken und das muss dann halt auch bezahlt werden. Die Krankenkasse bezahlt das dann halt gewöhnlich nicht und – ehrlich – eine Apotheke ist auch nicht die Heilsarmee…
      Das muss halt dann der Patient/Kunde zahlen.

      Du schreibst, dass die Fruchtbarkeitsbehandlung für Dich ein Notfall ist.

      Persönlich gibt es in D und der CH den NOTdienst der Apotheken, der ist gedacht für Diabetiker, die kein Insulin mehr haben, für das Baby, welches nachts um 3 Uhr mit 40 °C Fieber dringend ein Antibiotikum benötigt und auch gerne für den Patienten, der es nachts um 3 Uhr vor lauter Zahnschmerzen nicht mehr aushält.
      Ich wurde aber in meine Zeit in der Apo auch wegen folgender Fälle geweckt:
      * Man kommt aus der Disco und hat wegen dem ganzen Dampf, dem Trockeneis darin und dem Zigarettenrauch irgendwie trockene Augen. Man braucht da JETZT SOFORT dringend was dagegen. Also klingelt man den Apotheker raus.
      * Man hat in der Disco gerade einen netten Typen kennengelernt. Kondome hat man nicht dabei. Ohne Kondome kann man mit dem frisch kennen gelernten Typen ja nicht …. Das ist ein Noftfall. Klingeln wir doch den Apotheker raus.

      Was ich sagen will: Was ein Notfall ist, ist also relativ.

      Eine Fruchtbarkeitsbehandlung ist – meiner Meinung nach – auf jeden Fall kein Notfall, auch wenn ich Deine Argumentation verstehe…

      Eine vernünftige Frauenarztpraxis, die sich auf solche Fälle spezialisiert hat, könnte nämlich, wenn sowas öfters auftritt, dann entweder als Praxisbedarf eine solche Spritze vorrätig halten oder eine Apotheke empfehlen, mit der man sich geeinigt hat, dass eine solche Spritze vorrätig gehalten wird.

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      1. Ich weiß nicht, ob der Arzt solche Absprachen mit Apotheken treffen darf…
        vor Jahren hat mal der Orthopäde „das Rezept schonmal ins Sanitätshaus W. geschickt“, und bei der IKK erfuhr ich, daß das gesetzlich verboten ist: der Arzt darf dem Patienten kein Sanitätshaus vorschreiben, nicht mal empfehlen. Ich vermute, daß ein gleiches für die freie Apothekenwahl gilt.
        Was anderes ist es, wenn der Arzt das Medikament selbst im Haus hat und verabreicht, aber wie wird das dann abgerechnet?

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        1. Nein, der Arzt darf auch im Notfall – rechtlich gesehen – keine Apotheke empfehlen, auch eine Apotheke darf – rechtlich gesehen – keinen Arzt empfehlen (Situation D).

          Es gibt aber ein sogenanntes „Praxisrezept“. Darauf darf der Arzt seinen Sprechstundenbedarf aufschreiben (Tupfer, Verbandszeug, etc.). Evtl. kann er sich damit auch mit einer Spritze – für so einen Notfall – bevorraten.

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