Das Billigste

Der Kassensturz war wieder mal unterwegs und testet Apotheken. Diesmal geht es nicht darum, ob ein Generikum abgegeben wird, sondern welches.

Dabei legen sie ihr Hauptaugenmerk darauf, ob das billigste Generikum abgegeben wird. – Was in den meisten Fällen nicht der Fall ist, das kann ich jetzt schon sagen.

Im Gegensatz zu den Behauptungen des Kassensturzes hat das aber andere Gründe als nur möglichst viel Geld herauszuwirtschaften.

Ich weiss nicht, ob es schon bis zu ihnen durchgedrungen ist, aber dank der LOA werden wir ja ziemlich unabhängig von der Marge des Medikaments entlöhnt und so macht selbst ein 20 Franken Unterschied im Medikamentenpreis nur gerade etwas über 2 Franken Differenz in der effektiven Einnahme.

Aber es gibt für die Apotheken andere Gründe nicht das billigste Generikum abzugeben.

Ich bin auch sicher, dass in der Apotheke nicht „das Billigste“ verlangt wurde, denn bestellen können wir ja immer und machen das auf Wunsch auch.

Was man an Lager hat an Generika wird durch verschiedene Überlegungen bestimmt: dazu ein paar Gedanken:

  • ich wähle eher das Generika einer Firma, von der ich Unterstützung bekomme, also wo ich regelmässig den Vertreter sehe, wo man mir die mir Info über die neusten Generika schickt und abgelaufene oder defekte Medikamente ersetzt als von einer Firma wo nie jemand vorbeikommt und ich nichts retour bekomme. – Ja, hier sind die wirtschaftlichen Gründe – von der Mini-Marge mal abgesehen.
  • Ich wähle eher nicht eine Firma, von der ich weiss, dass sie von denselben betrieben wird, die eine grosse eigene Versandapotheke haben, wo sie ihre eigenen Medikamente puschen.
  • Ich wähle eher Medikamente/Generika, die vom Arzt aufgeschrieben werden … es gibt immer noch genug Leute die sagen „Nein, es muss genau das sein, was der Arzt aufgeschrieben hat.“
  • Ich wähle eher nicht Medikamente, wo die Erfahrung zeigt, dass sie schwer zu schlucken / hässlich schmecken / in Bulk statt in Blister verpackt / Zusatzstoffe haben die eher schlecht vertragen werden … v.a. wenn es Alternativen gibt.
  • Ich wähle eher die Generika, die zuerst auf dem Markt sind – zumindest anfangs, Wechsel sind wegen obigen Gründen immer noch möglich.
  • Ich wähle eher die Generika, wo möglichst alle bestehenden galenischen Formen und Dosierungen vorhanden sind – weil wenn der Kunde später die Dosierung wechseln muss, bekommt er nicht wieder ein ganz neues Medikament.
  • Ausserdem: WAS das billigste ist, das wechselt eigentlich ständig. Muss ich dann auch immer wechseln, was ich grad an Lager habe?

Ich denke die Grundidee hinter dem Ganzen ist es, wie in Deutschland schon gang und gäbe Verträge vorzubereiten, wo die Apotheke gezwungen werden soll, entweder das billigste Generikum zu nehmen … oder das, wo die Krankenkasse gerade einen Vertrag mit der Firma hat.

Dass das nicht so toll ist – weder für die Apotheke, noch die Kunden, will ich hier noch einmal betonen: man hat ständige Wechsel in der Grundmedikation: die Tablette / Kapsel etc sieht immer wieder mal neu aus (wenn das nicht verwirrend ist) oder das Produkt das man immer hatte wird einfach nicht mehr bezahlt von der Krankenkasse …

P.S. ich habe mit Absicht im ganzen Blogpost „billigstes“ und nicht „günstigstes“ geschrieben.

10 Kommentare zu „Das Billigste

  1. Ich ERWARTE ind der Apotheke, dass ich das preisgünstigste Medikament erhalte, das ich gegen mein Problem erhalten kann.

    Nur der Apotheker ist in der Lage, mir genau dieses Medikamtent zu geben, weil ich das als Laie absolut nicht beurteilen kann, muss ihm also VERTRAUEN…..

    Die beschriebenen wirtschaftlichen Gründe interessieren mich überhaupt nicht. Ich möchte mich auch nicht offenbaren, damit der Apotheker beurteilen kann, ob ich wenig oder viel Geld besitze. Das geht, in jeglicher Form – den Apotheker nichts an.

    Dass der Apotheker seine eigenen Gedanken entwickelt und die ihm am genehmsten Medikamente abgibt, finde ich schlicht und einfach UNVERSCHÄMT.

    Ich hoffe, das kann jemand nachvollziehen.

    Der Gesetzgeber weiss schon, dass Generika günstiger sind bei gleicher Wirkung – für mich ist der Apotheker der Abgeber und nicht die Person, zu zunächst ein Urteil glaubt abgeben zu müssen, bevor er mich bedient. Das Günstigste – dankeschön und auf Wiedersehen.]

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    1. Na, wie wäre es denn mit einem schwer zu schluckenden oder schlecht schmeckenden Generikum? Immer noch unbedingt für das billigste?

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  2. Hevora: Du bekommst, was Du verlangst. Wenn Du sagst „ich will ein Panadol“ bekommst Du ein Panadol. Wenn Du sagst „Ich will etwas günstiges gegen Kopfschmerzen“ bekommst Du etwas günstiges gegen Kopfschmerzen. Wenn Du sagst „Ich will das günstigste Schmerzmittel“ bekommst Du auch das. Es liegt ganz an Dir. – Das nennt man „Eigenverantwortung“ (Aber ich bin sicher, das weisst Du :-)

    Apotheker sind halt Fachpersonen für Medikation und auch Detailhändler. Ziemliches Spagat manchmal.

    Und Entschuldigung: Der Gesetzgeber hat meist keine Ahnung von Medikamenten und den damit verbundenen Problemen – darum funktioniert das mit der Schweinegrippeimpfung im Moment so gut *hust*.

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  3. Manchmal weiss man eben nicht genau, was man braucht, man geht in die Apotheke wegen einer Befindlichkeit und braucht ein Medikament, das ja nicht zwangsläufig verschreibungspflichtig sein muss. Da hat der Apotheker natürlich – nach dem er Dich „einschätzt“ hat, die Möglichkeit, Dir Medikamente von A bis Z anzubieten. Preiswert ist schon so ein Unwort, bei dem der Eine oder Andere Dich seltsam anschaut und Du fühlst Dich augenblicklich herabgesetzt. Da braucht es schon Kraft, wenn man auf seinem Wunsch besteht. Aber das passiert in Deiner Apotheke sicher nicht. Es ist sicher auch ein Zufall, dass die teuren Medikamente in den Apotheken immer in Sichtweite stehen, während die preiswerten grundsätzlich aus einer Schublade geholt werden müssen….man wird dann immer so kurz und prüfend angeschaut….

    ..das mit der Schweinegrippe habe ich aufmerksam in der Presse verfolgt und wundere mich auch – ebenfalls *hust* – mir ist gegenwärtig, dass jährlich tausende von Menschen an der Grippe sterben und es wird nirgends propagiert.. jetzt kommt jeder Todesfall in die Presse, da macht man sich so seine Gedanken – ich habe gerade eine beginnende Infektion – und ich werde mich selbstverständlich nicht impfen lassen. Wer da wohl welche Interessen hat? Ich merke immer mehr, dass die Gier grenzenlos wird… immer schlimmer. Allein der Name: Schweinegrippe – welcher Geist hat sich diese Bezeichnung einfallen lassen und warum wohl?

    Vor allem fällt mir auch auf, dass die Berichterstattung darüber immer tendenziöser wird. Wer zahlt hier wem wieviel?

    Die Impfstoffe verfallen bald und müssen verbraucht werden!

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  4. Nicht nur das: die Schweiz hat doppelt soviel eingekauft, wie sie effektiv braucht. Und nächstes Jahr sind die Impfstoffe überholt…

    Theoretisch könnte ich jetzt mich impfen gehen, früher als die Normalbevölkerung, aber die haben das zudem noch so kompliziert gemacht mit wer wo was wann, dass es mir fast zuviel aufwand ist – aber da sieht man wahrscheinlich, dass ich immer noch nicht überzeugt bin – sonst würde ich trotzdem gehen.

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  5. Ich vertraue meine Apotheke und kann mir vorstellen, sie gibt mir DAS Generikum, weil sie es gut bewertet, es ‚frisch‘ ist, schnell erhaltbar ist.
    Ich kann mir vorstellen, die Apotheke bevorzieht eine Firma, auch wegen des Firmaverhaltens, ihre unterstehende Beziehung, usw. DAS sollte mir am Herzen liegen, und nicht ein paar cents.

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  6. Hallo Hevora, hallo Pharmama,

    ich muss hier auch mal meinen Mist einwerfen. Der Fall, den du, Hevora beschreibst, erscheint mir ehrlich gesagt unrealistisch, es sei denn, du kommst an eine extrem schlecht beratende Apotheke. Ich laufe mit ziemlich wenig Geld durchs Leben, und wenn ich eine Apotheke betrete, sei es mit einem Rezept oder wegen etwas rezeptfreiem, dann läuft es so ab:
    Ich kriege eben exakt das Präparat, das auf dem Rezept steht. Kann auch daran liegen, dass ich in Deutschland wohne, aber ich habe ehrlich gesagt auch noch nie versucht, das in der Apotheke selbst zu verhandeln, weil ich, wenn mir ein Arzt_eine Ärztin ein Rezept aufschreibt gleich frage, ob das von der Kasse übernommen wird und wenn nicht, wieviel das kostet. Hier besteht also die Möglichkeit, schon früher anzusetzen und gleich mit der Person, die das Rezept ausstellt, über Finanzielles zu reden und halt evtl. zu bitten, dass sie einem „das Günstigste“ aufschreibt.

    Und wenn ich was rezeptfreies brauche? Dann komm ich meistens rein, erkläre, was ich hab und was ich so ungefähr dagegen brauche, ich kriege die Möglichkeiten erklärt, und dann fragt mich die_die Apotheker_in: „Soll es etwas Bestimmtes sein?“
    Das ist entweder der Moment, um zu sagen: „JA, ich möchte bitte DAS Markenprodukt, mit dem mich schon meine Oma eingeschmiert hat!“…
    Oder eben: „Ja, das Günstigste, was Sie haben, bitte.“
    (Oder: „Ich bin gegen XY allergisch, bitte etwas ohne diese Stoffe.“)
    etc.

    Ich seh ehrlich gesagt nicht richtig, wo da der Moment entstehen kann, bei dem man sich über den Tisch gezogen fühlen kann?

    Viele Grüße an alle

    Sabethfaber

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    1. Auf einem rosa gesetzliche-Krankenversicherung-Rezept („Muster 16“) bekommt der deutsche Versicherte mitnichten genau das, was der Arzt verschreibt. Er bekommt im Durchschnitt das, was die Versicherung der Apotheke vorschreibt (Rabatt-Arzneimittel). Unwahrscheinliche Ausnahmen davon:
      A) Es gibt keine von der Versicherung vorgeschriebene Alternative;
      B) Der Arzt hat ein so genanntes „Aut-Idem-Kreuz“ gesetzt, welches eben „Non-aut-idem!“ bedeutet.
      Wahrscheinlichere Ausnahme: Der Hersteller kann das Rabattarzneimittel nicht liefern, dann gibt es eines der 3 preiswertesten Generika (und viel bürokratischen Zusatzaufwand für die Apotheke beim Abrechnen des Rezepts).

      Das ganze geht so weit, dass es z.B. von der Zuzahlung (automatisch) befreite Blutdruck-Medikamente gibt [z.B. Ramipril Isis 5mg 100St,]; die Kasse der Apotheke aber die Abgabe eines zuzahlungspflichtigen Arzneimittels vorschreibt [Ramilich 5mg 100 St.]. Wirkstoffgleich und packungsgrößengleich. Nur halt 5€ Zuzahlung oder eben nicht. Die Kasse schreibt es der Apotheke (zumeist) vor – unter Strafandrohung.

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