Placebo auf Rezept

Rezept:

„1OP Placebo XXX Tbl“

Das habe ich in den jetzt 10 Jahren erst ein einziges Mal gesehen. Von daher hat mich das Rezept erst mal vor ein paar grössere Probleme gestellt, denn: an Lager habe ich das nicht.

Für Laien: Placebo (vom lateinischen „ich gefalle“ ) sind im Prinzip Arzneimittel die keinen Wirkstoff enthalten. Dummies sozusagen.

Unser Grossist hat das nicht. Bei der telefonischen Nachfrage meinten sie, ich könne es noch in Deutschland oder bei der Firma Spirig probieren.

Die Firma Spirig stellt tatsächlich Placebotabletten her, wie sie mir am Telefon erklären. „Was für welche sollen es denn sein?“ Sie haben alle Arten, im Prinzip kann ich ihnen sagen wie sie aussehen sollen (rund, oval, mit oder ohne Bruchrille, verschiedene Grössen, Farben ..) aber … ich muss gleich 5000 Stück nehmen.

Wow. Ich brauche höchstens 100. Der Grund für die Riesenmenge ist wohl, dass sie Placebotabletten hauptsächlich für Studien herstellen.

In Deutschland bekomme ich schliesslich meine Placebos. Offensichtlich brauchen sie das dort doch noch ab und zu.

Ich hab dem Arzt noch angerufen, was ich denn auf die Packung schreiben soll. „Ach ja“, sagt er „Schreiben sie es an mit ‚bei Bedarf 1 Tablette einnehmen.’“

Die Kundin war zufrieden.

Natürlich kann ich auch noch selbst Kapseln abfüllen mit z.B. Mannitol oder Traubenzucker, aber dann sind sie nicht in einem Blister, sondern in einem Döschen abgepackt – und natürlich ohne spezielle Packung, so sieht das nicht soooo professionell aus – und das Aussehen ist die halbe Wirkung, nicht nur was Placebos betrifft …

21 Kommentare zu „Placebo auf Rezept

  1. „Das ist für ihre Gesundheit“ …. und hoffen, dass das reicht als Erklärung.

    optimalerweise könnte man aber vorher noch ihr Dossier durchgehen und eine begründete Vermutung abgeben (educated guess :-) sozusagen … oder noch besser den Arzt anrufen bevor die Kundin es abholen kommt.

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  2. Ich hab in D als Apotheker gearbeitet (mittlerweile Industrie), dort hatten wir auch den Fall, dass eine Kundin ständig Ihre „P-Kompretten“ vom Arzt zum Einschlafen verschrieben bekommen hat. Die halfen auch besser als alles andere… ;-)

    Alternativ könnte man dem Arzt auch vorschlagen, selber Placebos herzustellen:
    Kapselfüllmaschine rausholen, Kapseln rein, Mannitol/Aerosil rein, Kapseldeckel drauf und alles in eine schöne Kruke mit Ettikett rein. Falls kein Mannitol zur Hand, kann man sich ja auch mit Lactose oder Saccharose (Haushaltszucker) helfen… nur so zur Anregung…

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  3. Wenn ich früher mit meinen Kleinen bei den Pfadfindern unterwegs war hatte ich immer eine alte Medizindose mit Traubenzuckertabletten dabei….
    ….die wirken immer absolute Wunder bei Heimweh und den dazugehörigen Nebenwirkungen.

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  4. Also um ehrlich zu sein habe ich das Gefühl, dass 90% aller Mittel auf dem Markt im Grunde genommen nur Placebos sind…

    Schön wieder mal etwas von dir zu lesen… denn dein Blog wirkt besser auf Gemütsverstimmungen als so manches dafür angedachte Placebo ;-)

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  5. Hm – in Deutschland gibt es die aber auch in kleineren Packungen.
    Nennen sich „P Tabletten“, mit oder ohne Bruchkante, blau oder weiss… 50 Tabletten ist da die kleinstmögliche Menge.

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  6. Eine Flugbegleiterin hat mir im Vertrauen erzählt, dass sie während vielen Flügen massenhaft Medikamente verteilen müssen, und aus rechtlichen Gründen meistens Placebos nehmen. Die Passagiere sind sehr zufrieden.

    In Österreich ist es offensichtlich durchaus üblich, Placebos in der Apotheke zu kaufen. Neulich wurden sie mir angeboten, als ich gemeint habe: »Ich weiß eh, dass es nichts bringt, aber ich will etwas gegen Grippe, das sprudelt und Bläschen macht. Und nein, ich will nicht, dass sie mir wieder Ihren Schüsslersalze geben, am besten ganz ohne Wirkstoff. Geht das?«

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  7. Wir hatten die P Tabletten vor allem für Heimpatienten und Klinikpatienten gebraucht, da dann auch relativ häufig. Im normalen Apothekenbetrieb ist mir das auch erst einmal auf Privatrezept untergekommen.

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  8. Wenn mir ein Arzt so ein Rezept aufschreibt, dann weiß ich doch, dass ich Placebos nehme, hat die Kundin/der Kunde keinen Verdacht geschöpft?

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  9. Und was steht da auf der Packung drauf? Und in der Packungsbeilage? Sowas muss ja auch dabei sein, sonst wirkt das ja noch unprofessioneller als „selbstgebastelte“ Kapseln.
    Ich würde diese selbstgemachten auch als „besonders stark“ oder „besonders wirksam“ verkaufen, eben was ganz außergewöhnliches. ;)

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  10. Willkommen zurück aus dem Urlaub. Lebensmittelvergiftung gut überstanden?!

    Ich hab mich auch gefragt, was die Patientin darüber denkt. Dass sie zufrieden ist, ist schön, klar. Aber was _denkt_ so ein Patient? Will derjenige ein Placebo? Wirkt ein Placebo auch, wenn man was, dass es nur ein Placebo ist? Oder weiß er wirklich nicht, was ein Placebo ist? Gibt es das heute noch?

    Was sagt der Arzt in so einem Fall – „ich schreib Ihnen was dagegen auf“?

    Ich will immer wissen, WAS ein Arzt aus welchem Grund verschreibt. Und ich schaue mir immer an, was auf dem Rezept steht, wenn ich es erhalte, schon weil ggf. auch mal die falsche Packungsgröße darauf steht oder der falsche Hersteller (bei „baugleichen“ Medikamenten). Und ich lese immer die Packungsbeilage komplett durch, schon weil mir auch schon Apotheker erzählt haben, dass es da „garantiert“ keine Wechselwirkungen mit Medikament X gibt – was in der Packungsbeilage dann doch etwas anders steht…

    Aber vermutlich bin ich eh keine Patientin, der ein Arzt ein Placebo verschreiben wird, weil zu kritisch und zu informiert. Wobei ich ggf. auch mit dem Rat „da hilft im Moment nix, also abwarten und Tee trinken“ zufrieden bin, wenns denn so ist ;).

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  11. @mona: du glaubst ja gar nicht, wie wenige Leute die Fähigkeit zu Lesen auch im Alltag einsetzen…
    Beispiel? Der automatische Schließer unserer Institutstür ist kaputt, also klebt ein Zettel dran „bitte von Hand öffnen und schließen“. Rate mal – jedes einzelne Mal, wo ich in den letzten Wochen durch diese Tür ging, stand sie sperrangelweit offen.

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  12. @emu: eine Flugbegleiterin ist ja auch keine Apothekerin, da ist die Abgabe von Placebos sicher sicherer. Und wenn du das nächstemal Placebobrausetabletten brauchst: Vitamin C Brausetabletten aus der Migros tuns auch. siehe hier: http://www.pharmama.ch/files/Beratungfuernix.html

    @Silke: in dem Fall nicht- offenbar einer der wenigen, die noch nicht wissen, was Placebo bedeutet. Aber ich hab mich auch gefragt, wie sie das in Deutschland machen.

    @ Viva: wenn man bedenkt wieviele Leute heute noch Analphabeten sind (und das ist ungebildet), finde ich das erstaunlich / erschreckend. Da wundern einen so Sachen viel weniger.

    @mona: „“Wirkt ein Placebo auch dann, wenn man _weiß_, dass es ein Placebo ist?““ also bei mir nicht, aber vielleicht ist das bei anderen anders?]

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  13. @Pharmama: Nein, aber dann ist es doch nicht aus der Apotheke, dann wirkt es doch nicht! Weiße Kittel machen mich sofort gesund. (Eigentlich wirken ja Placebos nicht mehr so recht, wenn der Patient weiß, dass es nicht wirken kann, aber irgendwo muss man sich irrational verhalten.)

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  14. Auf unserer Station wird mit Placebos getestet, ob die Kopfschmerzen bei den Kiddys „echt“ sind oder ein Symptom einer eher psychogenen Problematik.

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  15. Ein Placebo ist nichts weiter als ein Betrug.jawoll Betrug am Patienten ! Vorallem wenn er dasselbe bezahlen sollen als für ein Präparat mit Wirkstoff.es gehört verboten.das ist hinterhältig und gehört zu den Straftaten! ABZOCKE für ein paar Zuckerpillen!!!

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