Unsensibel

Aus der Rubrik: ‚auch Apotheker machen Fehler‘:

Ziemlich mollige junge Frau kommt in die Apotheke: „Ich muss das Elevit abholen.“

Noch bevor die Apothekerin sich versichert, dass das Rezept auf sie selbst lautet, sagt sie: „Wann kommt das Baby denn?“

Sagt die Frau ziemlich sauer: Ich bin nicht schwanger, das ist für meine Schwester“.

Autsch.

„Sind sie schwanger?“

Also von all den Dingen, die wir den Patienten fragen müssen, wenn wir ein Dossier für ihn eröffnen ist das die …sensibelste Frage.

All die anderen Fragen – ob sie regelmässig Medikamente nehmen müssen (wegen einer chronischen Krankheit), ob sie andere Medikamente nehmen, ob sie Allergisch sind gegen irgendwelche Medikamente, ob sie sonst Allergien haben) kann man eigentlich jedem stellen. Die Frage nach der Schwangerschaft sollte man allen Frauen im Gebärfähigen Alter stellen – und da kann man ziemlich dreinlaufen. Stell die Frage einer etwas beleibteren Person und sie ist es nicht, ist die Chance gross, dass sie leicht beleidigt reagiert. Stell die Frage einer Frau, die es gerne wäre aber z.B. nicht werden kann und sie ist ziemlich traurig nachher. Stell die Frage einer (deutlich) schwangeren Frau – und man steht ziemlich blöd da. Stell die Frage der Mutter oder dem Vater, die das Rezept abholen kommt für die Tochter und … man kann es sich glaub vorstellen.

Am besten wäre es eh, die Patienten würden das gleich von sich aus sagen. Lieber einmal zuviel als zuwenig.

5 Kommentare zu „Unsensibel

  1. Ja, mit der Schwangerschaft ist das so eine Sache.
    Standardsituation: Patientin kommt in eine (Hausarzt-)Praxis.
    „Ich bin schwanger!“
    Sagt den Satz ohne die Miene zu verziehen. Wie soll der Arzt reagieren?
    „Herzlichen Glückwunsch! Ja, dann rechnen wir mal den Geburtstermin aus…“
    „Nee, ich bin eigentlich wegen einer Überweisung zur Abtreibung hier!“
    Kann natürlich andersrum genauso schief gehen, wenn eine Fünfzehnjährige strahlend von ihrem lange geplanten Wunschkind erzählt…

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  2. Au, medizynicus … wenn die Frau in der Hausarztpraxis erscheint mit so einer Ankündigung und nicht beim Frauenarzt … würde ich wahrscheinlich auch nicht unbedingt Glückwünsche verteilen. Aber eben: schwieriges Thema.
    Manchmal hilft es einfach nur zu sagen: „Oh?“ … und erst mal abzuwarten was weiter kommt.

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  3. Vielleicht irgendwo im Eingangsbereich ’nen Schild aufhängen?
    Oder so Frage-Ankreuz-Papierchen über die Theke schieben, wenn Kunde was kaufen möchte… ;-)

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  4. Schwanger bist du nicht, ooooder?“ So formuliert das mein Zahnarzt. Und schiebt meistens ein „Du weißt, ich muss das fragen.“ hinterher. Weiß ich.

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  5. @Daniela: Hinweisschilder hatten wir schon und das mit dem ankreuzen: Es gibt eine Menge Leute die nicht lesen können … dann hast Du auch ein Problem, ausserdem würde das dann noch mehr als Belästigung empfunden.

    @Javea: Ich musste meinen Zahnarzt mal davon abhalten, ein Röntgenphoto von meinen Beisserchen zu machen, weil ich damals schwanger werden wollte und noch nicht ganz sicher war, ob ich es eventuell schon bin (Ich war’s). Klar, man hat eine Bleiweste an und röntgt weit oben, aber …trotzdem.

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