Sehr geehrte Frau Ärgerlich,

Vielen Dank für Ihren Brief, gerne nehme ich dazu Stellung.

Sie haben bei uns in der Apotheke am …. ein Rezept eingelöst für Dermovate, eine Rezeptpflichtige Salbe, Liste SL.

Seit dem Jahr 2000, in dem von den Krankenkassen und den Apothekern die LOA, die Leistungsorientierten Abgabe eingeführt wurde, wird die Arbeit des Apothekers getrennt vom Medikamentenpreis abgerechnet. Diese sogenannten Checks gelten nur für Rezeptpflichtige Medikamente, die auf der Spezialitätenliste (SL) stehen. Ihr Medikament fällt unter diese Kategorie. Praktisch gesehen gibt es 2 Checks, von denen eine pro Abgabe(-tag) verrechnet wird, die andere gilt pro rezeptpflichtiges SL Medikament.

Mit den Checks wird die Leistung und Arbeit in der Apotheke abgegolten, dazu gehört:

Bedienung durch Fachpersonen, ständige Weiterbildung derselben,

Führen eines Patientendossiers, Überprüfung von Wechselwirkungen auch bei Medikamenten von verschiedenen Ärzten, Überprüfung der Dosierung, Beratung bei der Anwendung der Medikamente

Ersetzen von Originalmedikamenten durch Generika, Gegebenfalls Rücksprache mit dem Arzt

Ständige Qualitätskontrolle, korrekte Lagerhaltung, und – Bewirtschaftung, rasche Bestellung,

Abrechnung direkt mit der Krankenkasse (ausser Supra und Assura) ohne zusätzliche Kosten und abzüglich 3.2% Kostenstabilisierungsbeitrag auf die Rechnung für die Krankenkasse…. usw.

Ohne Einbussen in der Qualität der Apotheke und ihrer Leistungen können diese Pauschalen nicht gestrichen werden. Die meisten dieser Leistungen sind im Übrigen gesetzlich festgehalten und es kann daher auch nicht im Einzelfall darauf verzichtet werden.

Ausserdem: seit Einführung der LOA ist das Einkommen des Apothekers stabil geblieben – im Gegensatz zu der Zunahme der Einnahmen der Industrie (steigende Medikamentenpreise) der Zunahme der Spitalkosten sowie der starken Zunahme beim Einkommen der selbstdispensierenden Ärzte. Dank der LOA und den Apotheken wurde seit 2000 dem Gesundheitssystem an die 700 Mio CHF gespart! Und genau aus diesem Grund wurde das neue Abgeltungssystem eingeführt.

Uns ist klar, dass Sie als Selbstzahlender Patient, der nur selten ein Medikament braucht, vom neuen System nicht profitieren. Wir wissen auch, dass es Apotheken gibt, die auf die Checks verzichten. Diese können das tun, weil sie weniger Apotheken als Medikamentenhändler sind, die meisten Angestellten werden schlecht bezahlt, sind schlechter ausgebildet und das ist auch der Grund, weshalb diese Ketten regelmässig bei Tests schlecht abschneiden.

Um die Qualität der Beratung in unserer Apotheke aufrechtzuerhalten und wirtschaftlich zu bleiben, werden wir auch in Zukunft nicht auf die Checks verzichten.

Ich hoffe Ihnen mit dieser Auskunft gedient zu haben.

Mit freundlichen Grüssen

Pharmama

Das war meine Antwort auf einen ärgerlichen Brief, bei dem sich eine Kundin im Nachhinein bitterlichst darüber beklagt, dass sie nicht nur den Preis bezahlt hat, der auf der Packung steht, sondern zusätzlich noch die sogenannten „Checks“

Ich hätte es auch einfacher sagen können, nämlich: „Das ist meine Arbeit und mein Einkommen dafür – nein, darauf kann ich nicht einfach verzichten!“ Aber heutzutage scheinen viele der Meinung zu sein, dass gute Leistung seinen Preis hat /haben darf – nur im Gesundheitssystem nicht, das hat möglichst gratis zu sein.

Ich bin kein grosser Fan der LOA. Sie bringt dem Gesundheitssystem zwar die erwarteten Einsparungen – nur weiss das kaum jemand. Dafür dürfen wir ständige Diskussionen führen mit Leuten, die denken sie zahlen was drauf. Ich bin so dafür unsere Leistung wieder im Medikamentenpreis selbst anzuzeigen – dann steht nicht auf dem Medikament ein Preis und zahlen muss man was anderes.

Aber wer weiss? Vielleicht kommt das noch? Im Moment haben wir die LOAIII, die LOA IV kommt spätestens April 09 …. März 10

6 Kommentare zu „Sehr geehrte Frau Ärgerlich,

  1. Uns ist klar, dass Sie als Selbstzahlender Patient, der nur selten ein Medikament braucht, vom neuen System nicht profitieren.

    Aber das ist doch für die Schreiberin wohl genau der springende Punkt. Ich bin sehr wohl der Meinung, dass Fachberatung abgegolten werden soll. Aber die LOA läuft nicht wirklich verursachergerecht. Sie führt dazu, dass – analog zur Krankenkassenprämie – die Gesünderen die Kränkeren quersubventionieren.

    Wer nur selten und dann erst noch auf Rezept ein Medikament benötigt, hat von der verrechneten Mehrleistung kaum was. Und wer bloss ein Rezept einlöst und bar bezahlt, verursacht für die/den Apotheker nur einen geringen administrativen Aufwand.

    Mir scheint das Krankenkassenobligatorium der geeignetere Ansatz, um ein Mass an Solidarität durchzusetzen als diese Pauschalen, die letzlich doch nicht leistungsorientiert sind. Würde wirklich leistungsorientiert abgerechnet, müssten Apotheker ihre Beratungszeit verrechnen können.

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  2. Das ist halt unser Sozialsystem – funktioniert genau gleich bei allen Versicherungen: die gesunden quersubventionieren die Kranken.
    Der administrative Aufwand ist das eine – das meiste was wir Apotheker machen mit einem Rezept sehen die Kunden gar nicht – und das mit der Beratungszeit: es geht eben NICHT nur um die Beratung. Es geht auch um die Lagerhaltung, Interaktionskontrolle, Arzttelefone, Austausch von Originalmedikamenten durch das günstigere Generikum und so weiter. Aber wie gesagt … die LOA ist ein ständiges Streitthema.

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  3. Na ja, Lagerhaltung und dergleichen sollte wohl über die Marge finanziert werden können, genauso wie im ungeregelten Detailhandel. Und wenn die nicht reicht, wär’s wohl vernünftiger, sie über den Preis zu erhöhen als über derlei Aufschläge.

    Gibt’s nicht auch Patienten, die erst recht Beratungszeit beanspruchen, weil sie meinen, sie müssten für den Zuschlag einen Gegenwert kriegen?

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  4. Ich glaube Du solltest das ganze sorgfältig nochmals lesen: Marge ist nicht mehr! Man hat das, was ursprünglich in der Marge enthalten war vom Medikamentenpreis abgekoppelt. Unsere Arbeit wird nicht mehr über Margen entgolten sondern Eben über diese verd%*& Checks. Wir sind eben kein Detailhandel sondern Dienstleister. Und es sind auch nicht Aufschläge: wir haben den Krankenkassen und dem Gesundheitssystem Millionen gespart: das sind Abschläge, nicht Aufschläge!
    Und Beratung ist nach wie vor gratis.
    Unabhängig ob man mit Rezept kommt oder ohne oder ob man etwas kauft oder nicht.
    Beratung durch eine Fachperson gratis: das kriegt man sonst weder beim Arzt noch beim Anwalt.

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  5. Na ja, Ihr schiebt die Medikamente ja sinniger- und richtigerweise nicht ganz ohne Aufschlag auf den Einkaufspreis über den Ladentisch.

    Das hat der Bund den Apothekern ja auch nicht abverlangt: Zum (damals) neuen Abgeltungsmodell schrieb das Bundesamt für Sozialversicherungen im Jahr 2000:

    Den Leistungserbringern/-erinnen verbleibt daneben eine reduzierte Marge, die hauptsächlich ihren logistischen Aufwand abdeckt.

    Am Modell wurde seither zwar ein paarmal weitergewerkelt, aber der zitierte Grundsatz wurde wohl bisher nicht ausgehebelt.

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  6. Naja, die Marge (was davon übrigblieb) ist in den letzten Jahren weiter gesunken. Mit jedem Preisabschlag der Medikamente – der nächste kommt Januar verlieren wir weiter Geld weil die Differenz der Medikamente, die wir an Lager haben von den wenigsten Firmen rückvergütet wird. Jedenfalls reicht das bisschen was noch an „Aufschlag“ bleibt nicht wirklich weit.

    Aber eigentlich stimme ich dir ja zu: die Leistung sollte irgendwie wieder in den Medikamentenpreis der auf der Packung steht rein.

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